Der Weg ist das Ziel – bis ans Ende der Welt

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Voller Tatendrang ging’s los am nächsten Tag, das Nordkap ruft. Von vielen haben wir schon gehört „das Nordkap kann man sich sparen, ist nix besonderes“ Wir denken, der Weg ist das Ziel, und der Weg muss sehr schön sein, also auf…

Nach einem netten Gespräch mit einem jungen deutschen Pärchen das gerade aus dem Norden kommt und ein paar guten Tipps für uns starten wir auf die E6. Die gut ausgebaute Europastraße ist die einzige Verbindung in den Norden und schon nach kurzer Fahrt sind wir begeistert von Norwegen. Nach jeder Kurve, jeder Biegung gibt’s was neues Tolles zu Bestaunen, ein Fjord, die Berge, kleine Wasserfälle und Tunnel, jede Menge Tunnel… Und was für welche!! Beleuchtung quasi nicht vorhanden, Mittelstreifen auch nicht, von Rettungsbuchten ganz zu schweigen… Nichts für Leute mit Platzangst. Uns ist zwar teilweise ein bisschen mulmig, aber ein bisschen Abenteuer gehört ja mit dazu. Wir fahren über Rognan, Fauske und erreichen so irgendwann Bognes. Uups… Keine Straße mehr da… Gibt’s das? Ja, weiter geht’s hier nur mit der Autofähre über den Fjord, einen anderen Weg gibt es nicht. Na denn, mal kurz beim Preis geschluckt und schon stehen wir auf unserer ersten Fähre. 25 Minuten dauert die Überfahrt bis sie uns auf der anderen Seite wieder ausspuckt.

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Die Sonne scheint immer noch und so suchen wir uns ein nettes Plätzchen für die Nacht. Kurz hinter Skardberget entdecken wir einen vom Wasser glatt geschliffenen Berghang und einen kleinen Parkplatz gegenüber. Also Stop. Ein bisschen Beine vertreten und kochen, so lautete dann der Plan. Naja, was soll ich sagen… 404 Höhenmeter und 1,5 Stunden später stehen wir fix und fertig am Gipfel des Berghanges und genießen den Wahnsinnsblick ins Tal, auf Seen und verschneite Berge. Hat sich doch gelohnt, das Beinevertreten. 😉

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von oben

Autsch, der Muskelkater ziept am nächsten Tag in den Waden. Nichts desto Trotz machen wir uns wieder auf den Weg. Heute geht’s Richtung Narvik. Keine schöne Stadt wie wir bald feststellen und dann merken wir auch noch, dass es Länder gibt außer Deutschland deren Geschäfte am Sonntag geschlossen haben. Seit 10 Monaten reisen wir bald und konnten in jedem Land immer sonntags einkaufen, deshalb sind wir gar nicht auf die Idee gekommen es könnte hier anders sein!! Naja, dann halt morgen. Wir bleiben weiter auf der E6 und fahren bis Nordkjosboten. Hier finden wir heute Dank Christians Spürnase einen wunderschönen Platz direkt am Fjord abseits der Strassen. Die Hunde toben stundenlang im Fluss und wir bauen mal wieder den Grill auf. Heute können wir dann endlich auch mal wieder mückenfrei bis spät nachts draussen sitzen und das Bergpanorama bestaunen.

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Nach regenreicher Nacht und feuchtem Morgen kommt gegen 10 Uhr dann aber doch noch die Sonne raus, und sie bleibt auch den ganzen Tag. Wir fahren weiter Richtung Nordkap… Ein paar Eindrücke der Fahrt;

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Den Abend beschließen wir auf dem Stellplatz Artic Camping bei Burfjord.

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Holprig wird die Fahrt am nächsten Tag, viele Baustellen passieren wir auf unserem Weg Richtung Alta und das Wetter bleibt bewölkt. Kurz hinter Alta geht’s mittags von einem kleinen Parkplatz ab ein bisschen spazieren und Pilze sammeln. Ein ganzer Beutel voller Birkenpilze wird’s. Kurz darauf erblicke ich sie, die kleine Hängebrücke über einen reißenden Fluss. „Halt an“, schnell auf einen Parkplatz, Wanderstiefel raus (oder was davon übrig ist, die haben ganz schön gelitten unter unseren Touren) und los… Ca. 2 Kilometer müssen wir schätzungsweise den Fluss zurücklaufen um zur Brücke zu kommen. Kein Problem, runter zum Flussbett und losstapfen. Ja, denkste… Gerade an unserem Platz treffen sich zwei Flussarme, und wir müssen irgendwie rüber… Erstmal der Versuch einen Staudamm zu bauen. Nee, so wird des nix. Also, hilft ja nix, Schuhe aus, Socken aus und rein ins kühle Nass… Ja, Sch…. ist das kalt, und glitschig und steinig… Manchmal glaube ich ja die Hunde lachen über mich, wenn ich quiekend durchs Wasser laufe oder jammere… Die beiden sind natürlich unbeeindruckt vom Wasser und warten ungeduldig auf der anderen Seite. Weiter geht’s über Stock und Stein und dann sehen wir sie auch schon… Die Hängebrücke!! Diesmal kann ich über die Hunde lachen. Bin ich nämlich wesentlich tapferer als die Hunde und stiefle eiskalt über die Brücke, während Barney breitbeinig darüberstakst. Hihi, geschafft…

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Ein paar Kilometer fahren wir heute noch, und man merkt, die Landschaft verändert sich schon wieder. Vorbei sind die vielen Wälder und Berge. Es wird langsam karger und wir sehen wieder viele Rentiere. Ein kleiner Parkplatz an der Europastraße reicht uns heute für die Nacht.

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138 km sagt das Navi dann am nächsten Morgen. 138 km bis zum Ende der Welt. Also rein ins Auto und los. Inzwischen komplett baumlos fahren wir durch unzählige Tunnel, überholen dutzende Fahrradfahrer auf ihrem Weg zum Nordkap und sind irgendwie langsam ein bisschen aufgeregt.

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Es begegnen uns fast nur noch Touristen in ihren Reisebussen und Wohnmobilfahrer aus ganz Europa. Und dann kommen wir doch nicht an, am Nordkap. Da wollen wir ja auch eigentlich gar nicht hin… Wir wollen zum wirklich nördlichsten Punkt. (Und nicht zum Touristennepp mit Eintritt) und den kann man nur zu Fuß erreichen. 7 km vor dem Nordkap links ein kleiner Parkplatz, das ist unser Ziel. 9 Kilometer Fußmarsch sind es jetzt bis zum Knivskjelodden. Obwohl es schon 14 Uhr ist schultern wir den Rucksack und wandern los. Dunkel wird’s ja hier nicht, also können wir auch nachts laufen. 😉 Der Hinweg ist steinig, batzig und sonnig. Es macht Spaß und nach 2,5 Stunden haben wir ihn dann erreicht, den nördlichsten Punkt unserer Reise, das Ende der Welt… Jetzt haben wir sie fast alle, den südlichsten Punkt Europas, den westlichsten und nun auch den nördlichsten.

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Wir sind stolz auf uns… Und wir sind müde, und hungrig und wollen ins Bett. Ja, da war doch aber noch was… Ach ja, der Rückweg. Der ist steinig (könnte man ja auch mal begradigen), der ist steil (Rolltreppen wären eine klasse Idee) und er ist lang, sehr lang. Außerdem neblig, sehr neblig… Und nass, sehr nass, vor allem von oben. Das Wetter kann hier schnell umschlagen, das haben wir auch gemerkt. Wir (besser gesagt ich) kämpfen. Aber ich beisse (wie schon so oft in den letzten Tagen) die Zähne zusammen und gemeinsam schaffen wir es. Gegen 20 Uhr sind wir wieder bei Hulk. Ein paar Kilometer müssen wir noch fahren. Dann heißt es schnell essen und ab ins Bett. Ach, jetzt hätte ich fast den Wal unterschlagen, den wir gesehen haben. Christian meint zwar es war eher ein grosser Thunfisch, aber ich bin mir sicher, es war ein kleiner Wal, der uns begrüßt hat.
Die Fußsohlen brennen beim Aufstehen am nächsten Morgen und der Rest tut auch weh… Nur langsam kommen wir in die Gänge und machen uns wieder auf den Rückweg. Wieder die E6, diesmal in die andere Richtung. Wieder vorbei an Rentieren,

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durch die Tunnel bis zu einem schönen Platz im Wald an einem See kurz vor Alta. Hier plagen uns zwar mal wieder die Mücken, aber wir grillen, sitzen in der Sonne und verschwinden dann bald im Bett.

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Heute dann weiter zurück, Richtung Tromsö der E6 folgend. Die Sonne brennt durch die Scheibe, der Ausblick ist gigantisch und obwohl heute abend dann Wolken und Nebel aufziehen lieben wir unseren Stellplatz hoch über dem Fjord…

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Gute Nacht aus dem Land der Trolle  und Gnome…

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2 Gedanken zu „Der Weg ist das Ziel – bis ans Ende der Welt

  1. Hallo ihr lieben. Ich hätte schon vor der großen Hängebrücke gedacht, dass ich am ende der Welt bin. Respekt, Barbara das du da so leichtfüßig rüber bist. Tolle Leistung , weiter so. Gruß aus Striesa, und eine gute Weiterfahrt. ?

  2. Das Ende der Welt, wenn ich die Bilder sehe dann wird mir schon ein wenig unheimlich. Die Natur ist ja wunderschön das Land herrlich, aber die Barbara hätte doch zu den Pfadfindern gehen sollen dann wüsste sie, wie man einen Staudamm baut und hätte nicht immer nasse Füße.
    Ein bisschen Jubel am Nordkap hätte ich schon erwartet, weiterhin viel Spaß und gute Fahrt.

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