Glühwein on the Rocks und ein interessanter Radler

Nach ein paar wunderschön ruhigen, erholsamen Tagen melde ich mich mal wieder, diesmal aus Vera an der Küste.

Nachdem wir die Ziegenwiese und ihre Spiessercamper verlassen haben ging es an der Küste entlang durch sehr ärmliche Dörfchen in die nächste Stadt namens Aguilas. Dort soll es ein paar wunderschöne einsame Buchten ideal zum Wildstehen geben. Ja, gibt es, wir haben sozusagen die Qual der Wahl. Unsere Wahl fällt auf dieses schöne Stückchen Erde.

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Zwar sind wir nicht alleine,  aber gegen ein bisschen Gesellschaft über Weihnachten haben wir nichts.

Das traumhafte Wetter lädt ein zu einer kleinen Wanderung auf die umliegenden Berge (na ja für einen Bayern eher Hügel), so kommen wir noch zu einem tollen Sonnenuntergang.

Am nächsten Morgen geht’s auf zum Weihnachtsshopping. Da das Wasser aus den Leitungen hier an der Küste inzwischen auch leider nicht mehr trinkbar ist müssen wir auch für einen entsprechenden Vorrat an Wasserkanistern aus dem Supermarkt sorgen. Auf der Rückfahrt zum Stellplatz fällt uns ein Decathlon (riesiges Sportgeschäft, geöffnet 365 Tage im Jahr) mit seinen ausgestellten Kajaks auf. Na schau mal doch mal ob der nicht was schönes für uns hat. Über ein Kajak denken wir ja schon länger nach. Und wir werden fündig… Und wie wir fündig werden. Ein paar neue Trekkingschuhe für Christian, einen Pulli für mich, einen Ball für Barney und als Weihnachtsgeschenk für uns drei… ein Kajak mit 2 Sitzen, einer Luftpumpe und … Paddeln?! Genau das war das Problem. In der Verpackung des Kajaks sollten laut Aufschrift auch Paddel sein. War’n se aber nich… Gut, verhandeln wir doch mal mit dem netten jungen spanischen Verkäufer. Christian wird zum Hund ins Auto geschickt und ich diskutiere. Bald kommt ein zweiter netter, junger spanischer Verkäufer hinzu und beide sind der Meinung ich solle das Kajak zwar zum selben Preis, aber ohne Paddel nehmen, die könnte ich ja extra dazu kaufen. Ähhhmmm, nein, warum sollte ich? Sind doch im Preis enthalten. Lange Rede, kurzer Sinn. Wir haben eins bekommen, hätte ich ihnen gleich sagen können, hatte noch nie Sinn lange mit mir zu verhandeln, das ist hier nicht anders als daheim.

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Am Stellplatz angekommen wird natürlich sofort aufgepumpt und ausprobiert. Die Jungfernfahrt mit „Blue Pearl“ startet Christian erst mal alleine (ein Begünstigter für die Lebensversicherung muss ja zurückbleiben 😉 ) Alles super, er kommt heil, mit nassem Hosenboden und über beide Ohren strahlend wieder zurück. Morgen probier‘ ich’s auch…

Der Heiligabend beginnt wie schon die ganzen letzten Tage mit strahlendem Sonnenschein. Während Barney und ich zur Bootswache eingeteilt sind fährt Christian noch schnell Wasser tanken und Toilette entleeren, die nächsten Tage wollen wir schließlich hier stehen bleiben. Danach werden die Spätzle für unser Weihnachtsmenü geschabt und dann… Stürze ich mich in die Fluten. Weit geht’s nicht die Küste entlang, aber Spaß macht’s wenn man die Technik mal raus hat. Und damit wir alle was vom Weihnachtsgeschenk haben darf Barney auch noch mal mit…

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So ganz geheuer war’s ihm nicht…

Um in die richtige Weihnachtsstimmung zu kommen öffnen wir um 16 Uhr die erste Flasche Glühwein, aber irgendwie hätten wir vielleicht lieber Eiswürfel rein werfen sollen. Macht sich nicht gut bei 20 Grad und T-Shirt. Irgendwie fehlt komplett die Besinnlichkeit. Aber was soll’s… Wir genießen die Sauren Linsen mit Spätzle und Kerzenschein am Meer hat ja auch was.

Schon am Nachmittag ist uns ein junger Deutscher mit selbst ausgebautem Landrover am Strand aufgefallen und nachdem Weihnachten niemand alleine sein soll geht Christian nach dem Essen zu ihm rüber und lädt ihn auf ein Glas Wein zu uns ein. Netter Kerl der Dennis aus dem hohen Norden. [Anmerkung von Stefan: hier ist seine Homepage: http://www.himmelblaumatt.de] Wir verbringen einen lustigen Abend vor unserem Bus, zwar saukalt inzwischen, aber der Tee wärmt. So sitzen wir bis Mitternacht  draußen, die beiden Männer fachsimpeln über Technik, Busse, Ausbau und anderen Männerkram und ich höre andächtig zu. Hab von all dem eh keine Ahnung.

Nach einem fürstlichen Erster-Weihnachtsfeiertag-Frühstück zieht Dennis mit seinem Landrover um auf die rechte Seite der Bucht zu uns und den anderen, ich nenne uns mal Individualisten. Auch hier ist die Kluft zwischen den 3 Wohnmobillagern wieder deutlich zu spüren. Einmal die ganz normalen, meist älteren Wohnmobilisten, die ihre Rente genießen und  meistens ganz nett und harmlos sind. Dann die zweite Gruppe, die spießigen, mittelalten Fahrer die wir schon auf der Ziegenwiese lieben gelernt haben. Meist bewegen diese sich keine fünf Meter weg von ihrer geliebten Tupperdose und sitzen den ganzen Tag davor, stricken, essen und beobachten. Um sechs werden dann die Stühle sorgfältig verpackt, die Satellitenschüssel neu ausgerichtet und die Jalousien zugezogen, beginnen schließlich gleich die Nachrichten. Man erkennt diese Gruppe besonders gut daran, dass diese nie mit uns, der 3. Gruppe den Selbstausbauern, reden würden. Da kommt auch kein „guten Morgen“. Naja sollen Sie. Auf die sind wir nicht scharf…

Wir sind froh zur dritten Gruppe zu gehören, denn nur so kommen wir zu einem richtig lustigen Abend. Unsere Fraktion, inzwischen auf 6 Fahrzeuge angewachsen beschließt heute Abend ein Lagerfeuer zu machen. Gesagt, getan… Die Männer packen ihre Axt und fahren im Landrover erstmal Holz holen (die müssen es natürlich gleich übertreiben und bringen 2 ganze Bäume mit, die sie hinten ans Auto gebunden haben).

Danach habe ich die Ehre meine beiden faulen Kerle über das Meer zu paddeln. Die beiden sitzen hinten im Kajak und dösen und ich muss schuften.

Am Abend sitzen wir dann, nachdem wir mit Dennis noch die Reste des Weihnachtsmahls vertilgt haben, bis halb eins zu acht am Lagerfeuer und hören spannende Geschichten von Irene und Ed, die seit über dreißig Jahren mit unterschiedlichen Fahrzeugen die Welt von Indien über Turkmenistan und Afrika bereisen. Unglaublich interessant auch was Lutz, oder Manni und Petra über ihre Beweggründe auszusteigen und zu reisen so berichten. So haben wir uns unsere Auszeit vorgestellt.

Nach einer kurzen Nacht und einem mal wieder verpassten Sonnenaufgang sorgt diesmal Dennis für das Essen und lädt uns zum Weisswurstfrühstück ein. Zwar aus der Dose, aber trotzdem lecker… Dann trennen sich unsere Wege, er zieht weiter und auch wir entscheiden uns kurz darauf unsere Zelte abzubrechen und uns eine neue Bucht zu suchen, davon gibt es hier ja haufenweise. Nachdem wir noch ein paar gute Tipps von Ed bekommen haben ziehen wir los zum Supermarkt um dann 10 km weiter kurz hinter Aguilas unseren nächsten Stellplatz zu entdecken. Traumhaft… Ganz alleine, da für viele Wohnmobile aufgrund der Zufahrtsstraße (äähhmm, Schotterpiste trifft’s wohl eher) nicht erreichbar.

Wir genießen unser kleines Paradies und liegen den ganzen Nachmittag in unseren Stühlen, nur kurz unterbrochen von ein bisschen Wandern über die Klippen und Holz sammeln für unser Grillen und das Lagerfeuer heute abend.

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Das kleine Lagerfeuer brennt sechs Stunden und Christian muss nachts zwischen jedem Bier nochmal mit der Stirnlampe los und muss neues Holz holen. Einer unserer schönsten Abende bisher.

Den nächsten Morgen verbringen wir getrennt, Christian wandert mit Barney die Küste entlang während ich mich bei ein bisschen Yoga am Strand mit Blick aufs Meer entspanne.

Ihr merkt schon „was für eine Idylle“, richtig langweilig. Bis… Ja bis… Dann ein Radfahrer, schwer bepackt den Weg zu uns findet. Ich weiß nicht warum sie einen immer und überall finden diese… Ganz freundlich kommt er auf uns zu und frägt auf englisch höflich ob es hier gefährlich sei und ob es uns stört, wenn er hier neben uns zeltet. Nein, natürlich kein Problem. Ich biete ihm noch an, wenn er Hilfe bräuchte könne er gerne zu uns herüberkommen wir würden uns freuen. Seine Antwort darauf??? Er mache dies Fahrradtour im Auftrag Jesu Christi und er würde sich freuen mit uns heute Abend über Jesus zu sprechen, ob wir nicht Interesse daran hätten?!?! WAS?? Ich glaub es nicht… Wie bitte findet einen ein Zeuge Jehova an einem einsamen Strand in der Pampa Spaniens??? Da ich ja leider nicht wie zu Hause einfach die Türe zuknallen kann (gibt ja keine hier) lehne ich höflich ab und er verzieht sich dann auch Gott sei Dank 😉 in sein Zelt und liest den restlichen Tag in seiner Bibel. Wir sitzen noch lange draußen und bewundern unseren selbst gebauten Steinhaufen. Der Tag war toll und mit 24 Grad auch gleichzeitig unser heißester…

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Heute dann verlassen wir schweren Herzens unsere lieb gewonnene Bucht und machen uns wieder auf den Weg. Es muss sein. Wenn wir nicht bald eine Waschmaschine finden reisen wir nackt weiter und das wollen wir den anderen dann doch nicht antun… Und was finden wir? Nix. Wir fahren 30 km weit an der tollen Küste entlang mit hunderten Möglichkeiten toll zu stehen um auf einen offiziellen Stellplatz zu kommen, der angeblich eine Waschmaschine hat, wir verpassen hunderte Möglichkeiten einen schönen Tag zu verbringen um auf einem Stellplatz anzukommen, der voll ist mit Leuten der Kategorie 2 und die Waschmaschinenliste zeigt das der nächste freie Waschtermin in 3 Tagen ist…!! *!#** Gut dann also ab morgen FKK Fahrt, weil hier bleiben wir nicht…

Ach ja, Nicole hier noch das von dir gewünschte Foto mit dem „Weihnachtsbaum“… Mehr war nicht drin…

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5 Gedanken zu „Glühwein on the Rocks und ein interessanter Radler

  1. Hallo ihr drei!
    Wir wünschen Euch auf diesem Weg einen superguten Rutsch nach 2015! Lasst es Euch weiterhin gut gehen, und genießt Eure Reise!
    Ganz liebe Grüße und bis bald mal wieder!

    Claudia und Schorsch

    PS: Ich schreibe nicht viele Kommentare, aber ich lese gerne mit 🙂 Bitte weitermachen 🙂

    1. Hallo ihr zwei,
      euch auch nochmal ein gutes neues Jahr. Wird ja bei euch auch aufregend… und wir sind nicht dabei ;-((
      Freut mich dass ihr uns verfolgt, viel Spass noch, ich schreibe weiter..
      Lieben Gruss

  2. Hallo ihr beiden,

    da habt ihr ja mal die gemeinsamen Tage sehr passend beschrieben. 😉 Ich bin nach einer Nacht am Palmen Strand wieder zurückgekehrt an die Bucht.
    Ab Montag bin ich jetzt auch wieder unterwegs.
    Jetzt stehe ich ganz alleine an einem sehr langen Strand in Leuchtturm nähe. Südlich von Almeria.
    Beste Grüße
    Dennis

  3. Hallo ihr lieben. Auch in striesa ist der Winter eingetroffen. Die weiße Pracht soll aber nicht lange halten,also genießen wir den tollen Anblick der eigeschneiten Landschaft. Uns geht es gut, auch wenn jetzt Schnee schieben angesagt ist.

  4. Oh, schön. Bei uns ist jetzt der Winter eingekehrt. Es hat etwas geschneit, so dass man in den Bergen endlich Skifahren kann. Und auch bei uns ist es jetzt so kalt, dass der Schnee liegen bleibt. Heute abend haben wir schon -10° gesehen.
    Caipi und Mojito haben extra noch eine Styroporplatte vor dem Stall und extra viel Stroh, so dass sie jetzt eine kuschelige Ecke haben…

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