Wieder einmal meint es am nächsten Tag der Wettergott mit uns nicht gut, und da wir keine Lust haben, die schöne Landschaft bei Regen zu betrachten buchen wir noch einen Tag auf der netten Farmerwiese. Wir machen es uns gemütlich und nutzen nur die Regenpause um die Nase vors Wohnmobil zu strecken und ein bisschen mit den Hunden zu toben.
Unserem National Trust Führer folgend fahren wir am nächsten Morgen weiter durch den Exmoor Nationalpark bis nach Horner Wood. Ein wunderschöner Wanderweg führt hier immer an einem Bach entlang quer durch den Wald. 2 Stunden sind wir unterwegs und hier zeigt sich, dass der Regen auch seine guten Seiten hat. Die Bäume und Wiesen präsentieren sich in einem unglaublich satten Grün und alles blüht…
Eng wird’s dann mal wieder auf der Weiterfahrt… Die Strasse ist so breit wie wir, als auf der rechten Seite ein parkender Kleinlaster auftaucht. Dank der zwei netten Bauarbeiter, eingeklappten Spiegeln und mit links und rechts 1 Zentimeter Luft manövriert uns Christian in Millimeterarbeit durch die Engstelle. Links winkt der eine Engländer, rechts der andere und ich bete… Da kann doch nix schiefgehen.
Weiter geht’s durch die Cheddars Gorge, die längste Schlucht Englands, bis nach Bishop Sutton. Dort wollen wir zu einem kleinen Campingplatz und bekommen das erste Mal auf unserer Reise zu hören, Sorry, wir sind ausgebucht. Na gut dann halt weiter zu einem kleinen Obstbauern auf die Wiese. Ja, so langsam beginnt hier, man mag es wegen dem Wetter gar nicht glauben, die Hauptsaison.
Am Morgen geht’s dann früh weiter durch Bristol nach Newport, dem ersten Stop in Wales. Dort gibt es die grösste von 8 Schwebefähren der Welt. Früher die einzige Verbindung über den Fluss, ist sie inzwischen hauptsächlich für Fussgänger und ein bisschen nostalgisch. Vorsichtig frage ich nach, ob die unsere 3,5 Tonnen denn überhaupt aushält, und bekomme die stolze Auskunft, natürlich. Für läppische 2 Pfund stehen wir 2 Minuten später mit Hulk auf den Holzbalken und „schweben“ zur anderen Seite… Lustig…
Die Stellplatzsuche an diesem Abend rund um Cardiff wird dann nochmal zum Geduldsspiel, erst stimmen die Koordinaten nicht, dann gefällt uns der Platz nicht, und am Ende stehen wir neben den Bahngleisen… Naja morgen geht’s weiter…
Von Cardiff aus geht’s am nächsten Morgen über Swansea weiter auf die Gower Halbinsel nach Overton. Auf einem grossen privaten Stellplatz finden wir Unterkunft und machen uns erstmal auf zur imposanten Steilküste. Hierfür geht’s wie immer hier in Großbritannien den Fußpfaden folgend quer über Schafweiden, Kuhweiden und über Farmen. Für uns ziemlich komisch, so über Privatland direkt am Wohnzimmer vorbei zu laufen. Hier aber ganz normal. Die Küste ist beeindruckend und der Wind pfeift uns um die Ohren. Herrlich, aber gibt’s hier auch mal Sommer??
Wiedermal gibt’s Regen am nächsten Morgen und so gibt’s im nächsten Supermarkt erstmal Gummistiefel für Christian. Ständig die „Times“ oder „Sun“ zu kaufen um die Schuhe auszustopfen kommt auf Dauer auch nicht günstiger. In meiner Grösse gibt’s leider keine und so wird Christian dazu verdonnert in Zukunft bei Regen spazieren zu gehen… Das nächste Ziel ist der nächste Nationalpark, diesmal der Brecon Beacons. Halt machen wir hier das erstmal am Henrhyd Falls, einem Dank des Regenwetters beeindruckenden, Wasserfalls.
Der nächste Halt bringt dann den Muskelkater für die nächsten 2 Tage. Auf Wanderkarten am Wegesrand haben wir uns eine schöne Route ausgesucht und naiv wie wir sind geht’s nachmittags um halb vier los auf einen 805 Meter hohen Berg. Klingt nicht hoch für einen Bayern, wir starten aber auf ca. 300 und bewältigen die 500 Höhenmeter auf nur ca. 2 Kilometern. Mittendrin beginnt es dann auch noch zu stürmen und es fängt an zu hageln. Wir beissen die Zähne zusammen und schaffen es auf den Gipfel… Die Aussicht ist dann auch wirklich wunderschön und kurz vergessen wir den harten Aufstieg. Am Rückweg heisst es dann auch noch Gegenwind und es beginnt erneut zu graupeln und wie aus Eimern zu regnen. Ich hab jetzt dann bald die Schnauze voll von diesem Sch…Wetter… Zurück am Bus wollen wir nur noch eines, eine heisse Dusche und ab ins Bett. Also schnell zum nächsten Campingplatz und die Wasservorräte von Wales schrumpfen lassen.
Immer nur Wandern ist auf Dauer auch langweilig und deswegen gibt’s heute mal Kontrastprogramm und das heisst Hay-on-Wye. Eine nette kleine Stadt am Rande der Black Mountains, die für ihre Antikbuchläden bekannt ist. Die ganze Stadt ist geprägt von Buchläden, Antiquitäten und kleinen Geschenkläden. Ganz nett hier in den verstaubten Büchern zu kramen, und Geschenke für das Geburtstagskind der Woche finde ich auch noch…
Nur kurz geht’s danach noch weiter und dann heisst es mal wieder Stellplatz, kleine Farm, grosse Wiese für uns alleine…
Frisch ausgeruht nach einer verregneten Nacht geht’s weiter von Rhayader. Nachdem wir leider, dank meiner schlechten Planung keinen Reiseführer von Wales haben, und wir uns viel auf Tipps, das Internet und unsere Nasen verlassen müssen, habe ich heute morgen ein paar schöne Speicherseen auf unserer Landkarte entdeckt. Dann fahr’n ma halt mal hin… Richtigen Riecher bewiesen…
Aber seht selbst…
Die Sonne hat auch ein Einsehen und so gibt’s im Anschluss an die tollen Seen noch eine schöne Fahrt durch die Walisischen Berge bis zum Rande des Snowdonia Nationalparks. Hier haben wir uns mal wieder einen netten Stellplatz ausgesucht und wieder fasziniert uns die Herzlichkeit der Briten. Eine supernette, quirlige ältere Farmerin empfängt uns wie alte Bekannte, plaudert mit uns, will viel wissen und ist ganz entsetzt als wir auf ihre Frage wohin es denn weitergehen soll nur mit den Schultern zucken. Keine Ahnung, wir planen das nie… Sie ist not amused… Das können wir doch nicht machen, morgen fangen Banks Holiday an, sie ist auch schon komplett ausgebucht für die nächsten 14 Tage und wir würden nie Unterkunft bekommen in der Zeit. Erst als wir ihr versprechen, sollten wir nichts anderes finden, würden wir zurückkommen zu ihr und notfalls vor dem Scheunentor nächtigen ist sie einigermaßen beruhigt und wir können den Abend in der Sonne geniessen. Schön so viel Sorge um einen, irgendwie fühlt man sich heimisch und wohl…
Nach nochmaligen liebevollen Ermahnungen am nächsten Morgen dürfen wir weiterfahren, hinein in den Nationalpark. Halt machen wir noch am Bala Lake, dem grössten natürlichen Gewässer Wales‘ um dann den Weg durch den Park Richtung Bethesda fortzusetzen. Dort geht’s zu Zip World Snowdonia, eine Art Seilbahn ohne Bahn… Nur in Gurten hängend saust man hier mit bis zu 100 Meilen an einem Drahtseil quer über eine Schlucht. Da Christian morgen Geburtstag hat will er sich das Mal anschauen und dann entscheiden ob er sich den Nervenkitzel gönnt. Mmmhhh, spektakulär sieht es ja schon aus, allerdings ist der Preis für die 20 Sekunden Fahrt ganz schön happig und das Wetter für den nächsten Tag mal wieder wenig verheissungsvoll vorausgesagt. Also bleibt’s beim Zuschauen und für mich beim Kopfschütteln… Wie kann man nur…
Quartier finden wir heute auf einer tollen Wiese zwischen Bergen und Meer bei Rhostryfan. Wieder nimmt uns eine ganz herzliche Farmerin in Empfang und wir buchen diesmal gleich für 2 Nächte, der Preis ist spitze für den Blick und morgen wollen wir ein bisschen feiern…
Abends gibt’s dann noch eine tolle Wanderung durch Pferdeweiden und Kuhwiesen über einen Deich am Sportflughafen entlang bis zum Meer bei herrlichem Sonnenschein.
Happy Birthday mein Schatz… Christians Geburtstag beginnt mit Nieselregen der aber glücklicherweise während der Morgenwanderung über den kilometerlangen Deich irgendwann aufhört. Irgendwie überschätzen wir uns heute morgen ein bisschen und so geht’s 2,5 Stunden durch den Matsch. Wir geniessen die Seeluft, beobachten die Möwen und die Schafe die über den Deich spazieren und lachen über unsere Hunde die quer durch den Schlick stürmen…
Ja, die Hundedame von heute trägt Stiefel…
Total ausgehungert kommen wir um halb zwölf wieder zurück zu Hulk. Jetzt erstmal Frühstück… Apfelpfannkuchen gibt’s zu Feier des Tages und zwar so viele, dass der eigentliche Geburtstagskuchen verschoben wird. Kurz darauf fängt es wieder an zu nieseln und so wird Karten gezockt bis zum Abend…
Die Nacht ist heute früh beendet und so geht’s schon bald auf zum nächsten National Trust Tip, einer Wanderung zu einem Bergsee und drum herum. Wir parken am Lake Ogwen und zusammen mit dutzenden Anderen (ja, es ist Samstag und es sind Banks Holiday) geht’s dann die einfache Strecke zum schönen See Llyn Idwal. Wir sind froh von unserem ursprünglichen Plan, den Snowdon, den höchsten Berg südlich von Schottland, zu besteigen abgewichen zu sein. Wahrscheinlich wäre der Andrang riesig und die Aussicht wegen Nebel grottenschlecht. Ausserdem müssen wir ja nicht jeden Tag sportliche Höchstleistungen vollbringen. Da reicht auch mal ein Weg ohne Höhen und Tiefen…
Am Nachmittag machen wir uns dann auf den Weg raus aus dem Nationalpark Richtung Norden. Schottland ruft… Und dann passiert auch noch das Unglaubliche… Der zweite Wildstellplatz in Großbritannien nimmt uns in Empfang. Wir wissen noch nicht einmal wie der kleine See hier heisst, auf jeden Fall der erste Parkplatz ohne das berühmte Schild „No overnight parking“… Das nutzen wir aus und so stehen wir jetzt hier kostenlos in der Sonne… Wunderschönes Wales…
Schweren Herzens verlassen wir tags drauf unseren schönen Platz am See und heute geht’s dann sogar rauf auf die Autobahn. Nachmittags kommen wir dann an im schönen Silberdale und machen erstmal eine Wattwanderung mit den Hunden, eine Riesengaudi, und am besten kommt Christian mit seinen neuen Gummistiefeln weg… Die anderen drei sehen aus wie Ferkelchen… Macht nix. Ein paar Kilometer weiter landen wir dann zwischen Kühen und Schafen auf unserem Farmerstellplatz. Sogar das Wetter hat heute mitgespielt…
Von Silberdale aus geht es weiter durch den Lake District Nationalpark mit seinen unendlich vielen schönen Seen Richtung Keswick. Wiedereinmal nutzen wir unseren Reiseführer und kommen so am Aira Force Wanderweg an. Schöne Wasserfälle soll es hier geben… Gibt es… Aber leider auch hundert Andere, die heute am Bank Holiday Monday diese besichtigen wollen. Wir ergreifen die Flucht… In Keswick bummeln wir ein bisschen durch die nette Altstadt und klappern ein paar Outdoorläden ab um dann weiter durch den Nationalpark zu fahren bis wir am Nachmittag einen netten kleinen Campingplatz finden und ausnahmsweise sogar die Sonne geniessen… Und was macht ein richtiger Camper wenn er Sonne hat?? Genau. Grillen… Mahlzeit… Chillen…
Hay, ihr lieben. Was liegt denn da beim letzten Bild auf der Straße? Habt ihr da jemand platt gemacht oder hats den armen umgehauen als er euch gesehen hat?Liebe grüße von uns allen 🙂
Hi Ihr..
das kleine Lämmchen haben wir nicht platt gemacht…;-) es lag wohl schon länger da um die Sonne zu geniessen..
Liebe Grüsse nach Striesa