Aber erstmal müssen wir nach unserem gestrigen Grillabend auf nach Schottland. Das Wetter ist heute nochmal sehr sonnig und so können wir endlich mal wieder ein bisschen am Strand mit den Hunden toben. Wir kommen vorbei am Caelaverock Castle und fahren über New Abbey mit seiner schönen Sweatheart Abbey, einer Kirchenruine weiter nach Dalbeattie.
Nach unserem ersten Spaziergang an einem Loch finden wir heute Quartier bei einem Farmer und seinen Schafen. Hier dürfen wir auch zum ersten Mal feststellen, dass das schottische Englisch gar nix mit unserem Schulenglisch zu tun hat. Kein Wort verstehe ich von den freundlichen Worten des jungen Farmers, also zweimal nachfragen und dann höflich lächeln und Stellplatz beziehen… (Hat er mir jetzt ein Kuchenrezept gegeben oder mir erklärt wo wir Wasser tanken können? Keine Ahnung…)
Die nächsten Tage sind eigentlich schnell erzählt. Die Landschaft ist grandios mit den vielen Seen und Bergen, aber das Wetter macht leider vieles zunichte. Wir fahren an der Küste Richtung Norden über Ayr, Irvine und Largs. Die Dörfer sind leider nicht mehr ganz so nett wie in England und Wales, alles ein bisschen heruntergekommene und längst nicht mehr so gepflegt. Wir lassen uns unsere gute Laune nicht verderben und finden am Ende des Tages sogar noch einen kleinen Parkplatz, wo wir umsonst stehen können.
Nach einer sehr regnerischen Nacht geht’s an Glasgow vorbei in den Loch Lomond & The Trossacks Nationalpark. Wir parken auf einem Parkplatz in der Nähe von Aberfoyle und starten bei leichtem Nieselregen zu unserer nächsten Wanderung. Nach zehn Minuten heißt es dann das erste Mal, Kapuzen runter, Sonnenbrille auf, und dann sogar noch Handschuhe aus, Jacke aus. So geht das jetzt im Wechsel. Alle paar Minuten ändern wir das Outfit. So geht das dann auch noch den Rest des Tages. Jetzt weiß ich erstmal was wechselhaftes Wetter wirklich bedeutet… Aber schöööön ist es hier… Alle paar Kilometer wieder ein anderer Loch, ein Wasserfall oder ein Fluss. Vorbei an Loch Katrine fahren wir über Callander zu den Bracklin Falls und dann weiter an den Loch Lubnaig. Hier „genießen“ wir dann auch unser erstes schottisches Essen. An einem kleinen Parkplatz gibt’s einen Burger für jeden von uns. Die Werbung verspricht „frisches Fleisch von echten schottischen Hochlandrindern“. Ein bisschen würde es dauern enttäuscht uns der junge Mann am Tresen, das Fleisch wäre tiefgefroren und müsste erst auftauen… Na gut… Ums kurz zu machen, es schmeckt furchtbar… Die Pappplatten, der Reibekäse und die alte Kuh dazwischen können wir echt nicht empfehlen. Da man ja meistens nicht nur einmal am Tag eine falsche Entscheidung trifft, schieben wir die nächste gleich hinterher und entscheiden uns mangels Alternative für einen kleinen Campingplatz gleich hinter Loch Lubnaig. Der Platz ist toll gelegen, die Aussicht super, aber der Platz an sich verdient so sicher keinen Preis. Teuer, dafür irgendwie ungepflegt und die Duschen aus dem vorherigen Jahrhundert. Na, ja für eine Nacht geht’s…
Gut geschlafen heute Nacht. Erst um kurz vor neun können wir uns dazu bequemen, aus dem Bett zu kriechen. Bei Sonnenschein macht Christian Frühstück und Hulk startklar, während ich mit den Hunden am Loch entlang spaziere. Um kurz vor elf, wir sind eigentlich gerade startklar kommt die hektische Campingplatzbesitzerin auf uns zugelaufen und fordert uns auf sofort zu fahren, der Platz auf dem wir stehen wäre reserviert und der neue Mieter schon da. Ich schaue rechts neben uns… 4 Plätze frei, ich schaue links neben uns, 4 Plätze frei… Will die mich verar….!? Wir können bis 12 Uhr stehen hieß es gestern noch. In aller Ruhe machen wir fertig und fahren los. Die sehen uns sicher nicht mehr. Die erste schlechte Erfahrung hier in Großbritannien… 5 Minuten später zeigt sich dann, wie gut unsere Entscheidung war, uns nicht hetzen zu lassen. Wir sehen einen schweren Verkehrsunfall der fünf Minuten vor uns auf unserer Strecke passiert ist. Das Wohnmobil und die Autos sehen schlimm aus. Die Airbags alle ausgelöst, aber wohl niemand ernsthaft verletzt… Die Bilder allerdings bekomme ich den ganzen Tag nicht aus meinem Kopf.
Wir fahren weiter nach Killin zu den Wasserfällen und von da aus immer weiter durch die teilweise schneebedeckten Berge Richtung Tyndrum. Auf einer kleinen Straße neben einem Fluss entdecken wir eine kleine Hängebrücke mit einem netten Parkplatz. Los, anhalten… Ich will ja schließlich tapfer werden und Hängebrücken gehören zum Therapieprogramm. Leider ist die Brücke verschlossen, aber das Wetter ist ausnahmsweise sonnig, der Parkplatz ruhig und schön, also bleiben wir. Wir nutzen die Gelegenheit und backen mal wieder frisches Brot und nutzen die Regenpausen zum relaxen in der Sonne. Am Abend bekommen wir dann auch noch deutschen Besuch. Jörg aus Essen ist mit seiner, schon älteren, aber superfitten Mutter auf 3-wöchiger Schottlandtour mit Auto und Zelt. Es wird ein interessanter, netter Abend mit viel Erfahrungsaustausch, bevor uns die 7 Grad Außentemperatur ins Wohnmobil treiben. Gute Heimfahrt euch beiden…
Der nächste Tag wird ein absolutes Highlight unserer Schottlandtour. Wir fahren über Dalmally, Connel und Ledaig nach Alpin. Hier soll, laut unserem Reiseführer „Europas schönstes Fleckchen Erde“ sein. Ob es das Schönste ist wissen wir vielleicht in einem Jahr. Aber schön ist es auf jeden Fall. Der Wettergott meint es heute auch gut und so gibt’s hier einfach ein paar schöne Bilder zum genießen.
Von Ballachulish aus geht’s dann durch die beeindruckende Glencoe. Eine tiefe Schlucht und ein absoluter Touristenmagnet. Verständlich, uns gefällt sie auch, ein bisschen viel los ist vielleicht…
Weiter geht’s über Kinlochleven und dem dazugehörigen Loch Richtung fort William. Hier erwartet uns Ben Nevis. Mit 1304 Metern der höchste Berg Schottlands. In der Glen Nevis, der Schlucht, finden wir einen netten Campingplatz von dem wir einen direkten Blick auf den schneebedeckten Gipfel haben.
Dank endlich mal wieder funktionierendem Internet stoße ich am Abend dann auf eine interessante Seite. Von Fort William aus soll eine der schönsten Bahnstrecken der Welt nach Mallaig führen. Das interessante für mich daran ist, dass das ganze im Hogwarts Express, dem Zug aus den Harry Potter Filmen stattfindet. Die alte Dampflok mit ihren roten Waggons fährt dann auch über das Viadukt, wie im Film. Das muss ich machen… Christian erklärt sich bereit, die Strecke mit Hulk zu fahren und den Zug und mich auf der Fahrt über die Brücke zu fotografieren.
Da der nächste Tag ein Sonntag ist, buchen wir die Fahrt online für den Montag und nutzen den Tag für ein paar Erledigungen in Fort William und einer tollen Wanderung zu Wasserfällen nahe des Ben Nevis. Fast zwei Stunden stapfen wir durch den schlammigen, matschigen Sumpf. Die Wanderschuhe voller Wasser, der Hagel vermiest uns die Brotzeit, aber die Aussicht ist grandios…
Übernachtet wird dann nochmal auf dem Campingplatz von gestern, von hier aus sind wir am nächsten Tag in zehn Minuten am Bahnhof.
Leider regnet es die ganze Nacht durch und am nächsten Morgen darf ich dann auch gleich noch meine neuen Gummistiefel testen. Um halb zehn geht’s dann los zum Bahnhof. Gleis 9 ¾ finde ich zwar nicht, aber auf Gleis 2 geht’s um viertel nach zehn los. Mit viel Rauch und Schall starten wir und die 2,5-Stunden-Fahrt lohnt sich wirklich. Obwohl es die meiste Zeit regnet stehe ich an der Waggontür bei offenem Fenster und fotografiere und geniesse den Blick über die Berge, die Schluchten und das Meer.
Über das Viadukt zu fahren ist lustig, besonders weil dutzende Touristen dastehen und das Ganze fotografieren. Während eines Zwischenstopps in Glennfinnan spaziere ich durch den Zug in dem mehrere Szenen des Films gedreht wurden und kaufe im Souvenir Waggon noch ein paar Postkarten.
Auf der Weiterfahrt hat Christian den Zug dann eingeholt und so haben wir jetzt Hulk auch mal aus einer anderen Perspektive auf der Kamera. In Mallaig angekommen holt er mich vom Zug ab und wir fahren die 60 Kilometer wieder zurück Richtung Fort William.
Das kurze Mittagessen auf dem Parkplatz des Viadukts stellt sich dann allerdings als großer Fehler heraus. Es gibt Reste vom Vortag… Hähnchen und Kartoffelsalat. Leider war die Zwiebel im Salat am Vortag schon nicht mehr die frischeste und leider esse ich fast den ganzen Salat während Christian sich an die Semmel hält… Schon auf der kurzen Weiterfahrt wird mir furchtbar übel und ich bekomme Bauchschmerzen. Kurz vor Invergarry finden wir einen schönen Stellplatz im Wald. Während Christian mit den Hunden eine kurze Runde dreht erlebe ich die schlimmsten Stunden unserer Reise… Vom Rest des Tages weiß ich leider nicht mehr viel, außer dass ich viel im Regen vor Hulk stand und mir das Essen durch den Kopf gehen lasse…
Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiter Richtung Loch Ness, aber da es mir noch nicht wirklich gut geht beschließen wir, zum Supermarkt nach Fort Williams zurück zu fahren um ein paar magenfreundliche Lebensmittel zu kaufen und dann wieder auf den Campingplatz wo ich mehr Platz und Sanitäreinrichtungen habe um mich auszukurieren. So eine Magen-Darm-Sache im Wohnmobil ist wohl das Schlimmste, was allen Beteiligten passieren kann… Bei Pfefferminztee und Knäckebrot verbringe ich den restlichen Tag in der Waagerechten und am Abend geht’s dann auch schon wieder besser. Christian geht währenddessen mit den Hunden zwei Stunden auf die umliegenden Hügel Wandern und diesmal muss er es übertreiben. Total fertig kommt er zum Wohnmobil zurück, und erhält dafür heute nacht die Quittung. Er kann vor lauter Muskelkater, Rückenschmerzen und Übelkeit kaum schlafen.
Ziemlich übel müssen wir beide wohl ausgesehen haben, als wir heute morgen über Spean Bridge Richtung Calvine gestartet sind, und da es Christian heute deutlich schlechter geht als mir, darf er während der Mittagspause zwei Stunden schlafen, während ich bei Tummel Bridge mit den Hunden durch einen tollen Birkenwald vorbei an Loch Tummel spazierengehe. Weit kommen wir danach auch nicht mehr, bis wir einen schönen Stellplatz im Wald finden. Wir wollen nur noch entspannen und dann ins Bett. Die letzten Tage waren echt anstrengend.