Nach einer stürmischen Nacht zieht es uns trotz wolkenverhangenem Himmel wieder mal ans Meer. In Abbordsbury gehen wir auf die Suche nach Fossilien. Leider finden wir nur ein paar schöne Steine an diesem kilometerlangen breiten Strand.
Weiter geht’s dann nach West Bay wo Christian endlich mal die landestypischen Fish & Chips probiert. Ein bisschen bummeln wir noch durch den schönen Hafen bis uns dann der Wind zu heftig wird und so geht’s weiter zur letzten Station heute, Lyme Regis. Während wir die Stadt erkunden und ein bisschen shoppen (wir brauchen dringend einen neuen Topf, einen unserer beiden haben wir auf dem letzten Stellplatz mal wieder unter dem Bus vergessen – wir werden auch nicht klüger) klettert Sierra aufs Bett (keine Ahnung wie sie das geschafft hat) und gestaltet den Innenraum von Hulk neu…
Die Nacht verbringen wir dann mal wieder auf der Weide eines netten Farmers.
Der nächste Morgen begrüsst uns glücklicherweise wieder mit Sonnenschein und so fahren wir beschwingt weiter nach Sidmouth am Meer. Bei 16 Grad bummeln wir einen schönen Küstenweg entlang, bevor wir uns auf den Weg machen zu unserem heutigen Ziel, dem Dartmoor Nationalpark. So viele schöne und gruselige Geschichten haben hier ihren Ursprung und so wollen wir auf jeden Fall ein bisschen bleiben und Wandern gehen. Da unser Campingplatz kurz vor Tavistock liegt haben wir das Vergnügen, den Nationalpark erstmal 30 km lang aus dem Auto kennen zu lernen. Beeindruckend… Schafe und wilde Ponys auf der Straße, graue Eichhörnchen und Bäume, die auf Steinmauern wachsen…
Vorbei an den unzähligen Hügeln mit ihren Tors (den geschichteten Granitfelsen auf dem Gipfel) erreichen wir unseren netten kleinen Campingplatz den wir gleich mal für 2 Tage buchen.
Der erste Tor wird gleich am selben Abend noch erwandert, allerdings sind seine 321 Meter ein Klacks zu dem was uns am nächsten Tag erwartet.
Voller Tatendrang wird am nächsten Tag das frisch gebackene Brot geschmiert, der Rucksack gepackt und an der Rezeption des Campingplatzes bekommen wir auch gleich noch eine super Landkarte und eine nette Beschreibung welcher Weg am besten wäre. Dann geht’s los… Bei tiefgrauen Wolken und teilweise heftigem Wind starten wir los in Richtung Cox Tor mit 442m. Oben angekommen geniessen wir den Ausblick und entdecken dann gleich noch einen von 400 Briefkästen, die hier im Dartmoor versteckt sind. Letterboxing nennt sich das Ganze hier und ist verwandt mit unserem Geocachen. Die erste Letterbox wurde hier allerdings schon 1854 versteckt. Lustig und dank Christians guter Nase finden wir auch ohne Koordinaten zufällig noch 4 weitere am heutigen Tag.
Das Wetter hält noch und so geht’s weiter wieder hinunter auf 200 Meter und dann hoch auf den nächsten Tor „Middle Staple Tor“ mit 431m. Auf der anderen Seite wieder runter und so geht’s weiter auf den Great Staple Tor 455m, den Great Mis Tor 538m, wir durchqueren das kleine Dorf Merrivale und dann geht uns die Luft aus. Nachdem wir inzwischen ca. 14 Kilometer über Stock und Stein, vorbei an Rinderherden, Schafweiden, durch Moor und über Steine geklettert sind geht’s wieder Richtung Campinglatz. Rund 6 Kilometer stapfen wir durch das moorige Heideland, überqueren schnell noch den Heckwood Tor um dann nach ca. 20 Kilometern kurz vor dem Ziel doch noch nass zu werden, und zwar so richtig… 15 Minuten laufen wir durch strömenden Regen und sind, als wir nach insgesamt 6 Stunden wieder am Bus ankommen, bis auf die Unterwäsche nass. Gott sei Dank sind die Hunde heute auch total fertig und wollen außer fressen nur noch schlafen.
Ein bisschen unheimlich wird es dann am Abend als der Nebel aufzieht über dem Dartmoor… Nur das Blöken der Schafe und manchmal ein paar Vogellaute dringen noch durch die zähe Suppe. Kein 10 Meter sieht man noch weit und jeder Krimiautor wäre entzückt über die düstere Stimmung… Wir nicht, wir sind müde und wollen nur noch schlafen.
Nachdem unsere Klamotten vom Vortag noch triefend nass sind knobeln wir am neuen Morgen ums Spazierengehen, da wir befürchten, es könnte gleich wieder anfangen zu regnen. Christian verliert und darf durch den Nebel stapfen… Und es kommt wie es kommen muss… Er steigt auf den Tor neben dem Campingplatz und verliert beim Weitergehen die Orientierung. Als der Nebel plötzlich aufklart und die Sonne sich zeigt, steht er auf einem ganz anderen Hügel als gedacht…
Er hat dann den Weg glücklicherweise doch noch zurück gefunden und so geht’s schweren Herzens nach dem Frühstück weiter nach Tavistock. Dort füllen wir beim Lidl unsere Vorräte auf und fahren dann nach Lydford. Die Lydford Gorge, eine 3 km lange Schlucht, die wir gerne durchwandern möchten, steht an. Aber erstmal gibt’s noch was zu erledigen… Unsere nächste Mitgliedschaft steht an. Die Engländer haben es geschafft. Wir sind zermürbt vom vielen Parkgebühren und Eintritt zahlen und treten für 99 Pfund dem „National Trust“ bei. Eine gute Sache und wir hoffen uns so jede Menge Geld zu sparen.
Nachdem das geschafft ist geht’s bei strahlendem Sonnenschein rein in die Schlucht. Der Hinweg führt durch einen schönen Wald am oberen Rand der Schlucht entlang. Hinab geht’s dann über unzählige Stufen bis zum 30 Meter hohen Wasserfall. Der Rückweg führt uns über in Stein gehauene Stufen direkt am Wasser entlang. Teilweise wird’s ein bisschen eng und rutschig und irgendwie sind wir auch noch ein bisschen steif vom Vortag. Macht nix, Spass macht’s und nach 2 Stunden sind wir dann auch wieder bei Hulk angekommen.
Ein paar Kilometer geht’s noch weiter bis zu unserer nächsten Farm, bei der wir wieder aufs herzlichste vom Bauern empfangen werden und zur Begrüßung gleich noch 2 frischgelegte Eier geschenkt bekommen (vom Huhn gelegt natürlich, nicht vom Bauern 😉 )
Der Abendspaziergang führt dann bei herrlichstem Wetter durch seine riesige Schafherde (wollte sie zählen, bin aber immer eingeschlafen) zu seinen 4 liebevoll angelegten Fischteichen. Eine Idylle hier…
Jeden Tag eine gute Tat… Unser Pfadfinder ist mal wieder unterwegs und so rettet er beim Morgenspaziergang ein kleines Lamm, das mit dem Kopf im Futtertrog feststeckt. Während das Schaf uns noch dankbar hinterher blökt sind wir schon wieder unterwegs, rast- und ruhelos Richtung Lantivet Bay, ein angeblich schöner Küstenweg entdeckt im neuen National Trust Führer…
Obwohl das Wetter immer noch nicht so richtig mitspielt wandern wir 2 Stunden über den wirklich schönen Küstenweg bis zu einer kleinen Bucht. Hier können sich die Hunde mal wieder so richtig austoben und Christian muss mal wieder auf jeden Felsen klettern. Wir sind zufrieden mit der Empfehlung und sind gespannt wohin uns die Mitgliedschaft noch so führt.
Die Weiterfahrt wird mal wieder eng. Sind wir ja inzwischen schon so einiges gewohnt hier in Cornwall, langsam reicht’s. Strassen so eng, dass wir mit beiden Spiegeln die Hecke streifen, 90° Kurven und Steigungen bis zu 25 Prozent. Immer wieder kommen uns sogar LKWs entgegen und irgendwann reicht’s mir… In der nächsten Ortschaft angekommen bitte ich Christian an dem kleinen süssen Friedhof anzuhalten. Ich schau mich da schon mal um und reserviere mal ein Plätzchen 😉 Nein, Spaß… Aber die Friedhöfe hier in England haben mich von Anfang an fasziniert und so muß ich sie mir einfach mal ein bisschen genauer anschauen. Schön, so ganz anders als bei uns. Eine Vase und maximal eine Kerze stehen hier auf den Gräbern, die meisten aber sind komplett mit Gras bewachsen und die Inschriften auf den Gräbern kaum noch zu entziffern. Die älteren Gräber von 1900 haben noch einen sehr dünnen, meistens windschiefen Grabstein und sind komplett mit Moos bewachsen. Eine schöne Stimmung hier, gerade weil es nicht so akkurat gepflegt ist wie auf den meisten deutschen Friedhöfen.
Ich steig dann nach meinem Besuch ohne Reservierung doch wieder ins Auto, bis zu unserer nächsten englischen Gastfamilie werden wir schon noch heil kommen. Wieder einmal landen wir im Garten auf englischem Rasen zwischen Obstbäumen und Schwiegermuttercottage.
Am nächsten Morgen bekommen wir einen Eindruck vom subtropischen Klima, der Spaziergang führt uns durch einen tropischen Wald mit Palmen und Farnen vorbei an Schafherden.
Nach einem Frühstück auf den Picknickbänken vor unserem Bus geht’s bei herrlichem Wetter zum südlichsten Punkt, dem Lizzard Point. Dank National Trust heißt es kostenlos Parken (die Delle in der Schiebetür dank enger Straße und kleiner Mauer gibt’s gratis dazu) und wir starten mal wieder zum Wandern.
Wir erkunden den Küstenpfad ca. 3,5 Kilometer nach Kynance Cove mit etlichen anderen Wanderwilligen. Gott sei Dank verläuft sich die Menge gut auf dem herrlichen Weg und wir geniessen mal wieder. Grüne Klippen, blauer Himmel und türkises Meer… Was will man mehr??
Da wir nach unserer 3 stündigen Wanderung und einem anschließenden Milchshake in einem netten Cafe direkt am Meer keine Lust mehr haben auf eine lange Fahrt, entern wir einen kleinen familienbetriebenen Campingplatz in der Nähe von Lizzard. Sehr sauber und liebevoll gemacht und ein ganz nettes Pärchen, das den Platz hier führt. Da könnte man doch glatt ein bisschen länger… Nein, wir müssen weiter… Hatten wir zwar eigentlich dem Stress auf unserer Reise abgeschworen, kommen wir hier nicht darum herum, ein bisschen Gas zu geben. Wir haben zwar schon (schweren, schweren Herzens) beschlossen Irland auszulassen, aber bis nach Schottland wollen wir es eigentlich schon noch schaffen. Aber es gibt halt so viel zu sehen und zu bewundern hier… 6 Wochen sind einfach zu wenig für dieses tolle Land. Auf meiner Länderhitliste im Moment klar die Nummer 1.
Weiter im Text, müde, schlafen, Sonnenschein am nächsten Morgen. Nach dem obligatorischen Morgenspaziergang geht’s weiter nach St. Michaels Mount, einem kleinen Berg mitten im Meer, bei Ebbe über eine Steinmauer zu Fuß zu erreichen. Als wir ankommen ist Flut und so gibt’s nur ein bisschen Schauen und ein paar Fotos. Wir fahren weiter nach Lands End, dem westlichsten Punkt der Insel. Zwar sind wir vom Campingplatzbesitzer schon vorgewarnt, dass es sehr touristisch dort sei, aber dass es so schlimm ist haben wir nicht erwartet. Horrende Preise, ein Shop nach dem nächsten und Touristenmassen (an einem Wochentag in der Nebensaison!). IIhhh, so gar nix für uns… Schnell weg hier…
Wir fahren ein paar Kilometer weiter nach Levant Mine und Christian besichtigt die alte Zinnmine, während ich die Küste entlang spaziere… Manche Dinge macht man auch mal alleine, und alte Minen sind dann doch nicht so meins… Schön hier, so ohne Menschenmassen, nur ein paar Möwen, die Hunde, die Sonne und ich…
Die Nacht verbringen wir auf einer Wiese eines Farmers, eigentlich ist der Platz erst ab Ende Mai geöffnet, hab ich blöderweise überlesen. Trotzdem werden wir superlieb empfangen und natürlich können wir hier stehen, wenn uns die hohe Wiese nicht stört… Stören? Wirklich nicht, ist fast ein bisschen wie Wild stehen hier und so fühlen wir uns gleich sauwohl… Stühle raus und relaxen.
Früh los wollen wir heute morgen, 200 km quer durch Cornwall sollen es werden. 10 Uhr wird’s (früher schaffen wir es einfach nicht) und wir düsen los. Die erste Zeit noch bequem auf der Schnellstraße, bis es dann wieder auf die gewohnten engen Gässchen geht. 3 Stunden brauchen wir, bis wir im Exmoor Nationalpark angekommen sind. Hier begrüsst uns strahlender Sonnenschein und 18 Grad. Die letzten 3 Tage haben wir richtig Glück mit dem Wetter. Wir kommen an am Heddon Valley und laufen einen schönen Waldwanderweg bis zum Meer. Endlich mal wieder Wald und Bäume, davon gibt’s hier leider ein bisschen zu wenig. Eine halbe Stunde müssen wir danach noch durch den Park fahren um unseren Stellplatz für heute zu erreichen und unsere Stühle in die Sonne zu stellen. Dann heißt es nur noch Dellen und Kratzer an Hulk zählen (der eine Bus gestern kam unserem Spiegel leider ein bisschen zu nahe) und entspannen…
Neuigkeiten von Sierra gefällig?
Gerne. Flegelphase schlägt gerade voll zu… Einkauf gestern bei Lidl. Die Hunde bleiben im Bus, sind auch eigentlich müde von 2 Stunden wandern. Ging das bis vor 1 Woche auch noch problemlos, endet es jetzt im Chaos…
20 Minuten sind wir weg, und die Zeit reicht Sierra um den Bus komplett zu verwüsten. Alle Klamotten sind vom Bett gezogen, Kermit dem Frosch fehlt die Zunge, die Wasserflasche liegt (jetzt leer) komplett aufgeknabbert im Fußraum und das schlimmste, Prinzessin hat aus dem Gewürzregal die Arrabiata Gewürzmischung gezogen (der Teufel weiß, wie sie da hingekommen ist), hat die komplette Tüte aufgebissen und das höllisch scharfe Gewürz über dem kompletten Bett, den Kissen und den Decken verteilt. Selbst auf den Matratzen unter den Decken ist alles voller Chili-Paprika-Mischung… Uns trifft fast der Schlag. Noch auf dem Lidl-Parkplatz versuchen wir Hulk notdürftig zu reinigen, während sie mit unschuldigem Blick auf ihrer Decke liegt… Ich könnte Sie… Das schlimmste ist, dass das Bett frisch bezogen war und der alte Bezug noch nicht gewaschen. Also dürfen wir die Nacht mit einem jucken in der Nase in der Chilibettwäsche verbringen. Danke du kleine Teufelsbrut… Das sie später am selben Tag dann auch noch meine neuen Sandalen zerbeißt ist dann schon fast wieder nebensächlich…
Hallo ihr lieben. Nachdem wir heute schon vergeblich versucht haben euch telefonisch zu erreichen, jetzt auf diesem Weg. Alles Gute zum Geburtstag lieber Christian, liebe Grüße von Oma, Opa, Stefan, Uwe und Mutsch! Eine allzeit gute und unfallfreie,sowie pannenlose Fahrt! Natürlich meinen wir nur die Autopannen, die Sierrapannen sind viel zu lustig, da würde uns und euch etwas fehlen. Bis bald, feiert noch schön. 🙂
Wow, welch ein ausführlicher Bericht, mit vielen Schmunzlern :))
Sierras Chili Party hat uns wieder köstlich amüsiert, allerdings ist Euch unser Mitgefühl auch gewiss!
Klein Nico ist ja eher so ein Naturell wie der wohlerzogene Barney ;), jedenfalls sind wir vor solchen Überraschungen eigentlich sicher.
Schön, daß Euch die Insel soooo gut gefällt!
Wir fühlen uns weiterhin super wohl an der Algarve und werden auf jeden Fall den ersten Sommer hier erleben, wobei die Temperaturen bereits jetzt Anfang Mai über 30 Grad ansteigen und daran gewöhnen wir uns gerade … schwitz 😉
Alles Gute für Euch, weiterhin allzeit gute Fahrt und wir freuen uns schon auf den nächsten Bericht
Katrin und Hubertus