Abschied

In dieser Woche gibt es viele Abschiede zu feiern… Der Abschied von Schottland, vom schlechten Wetter und den Abschied von unserem Tablet PC. Und zu guter Letzt dann morgen auch noch das endgültige Bye, Bye von Grossbritannien…

Aber beginnen wir mit unserem Ende in Schottland. Aufgrund totaler Wetterfrustration schneller als geplant geht’s mit kurzem Halt in Falkirk bei einem Schiffshebewerk mit rotierendem Bootslift weiter über Edinburgh an die englische Ostküste.

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Den ab England sehr sonnigen Tag beschliessen wir bei einem Glas Cider am Strand von North Berwick. Hier stehen wir auf einem kleinen aber feinen Campingplatz direkt am Meer den wir uns mit ca. 150 wilden kleinen Feldkaninchen teilen.

12.06.15 156 Stellplatz mit Blick auf Holy Island

Die nächsten Tage gondeln wir dann langsam die Küste gen Süden. Die Sonne scheint gelegentlich, die meiste Zeit haben wir allerdings Mühe die Schiebetüre zu öffnen so stark bläst der Wind. Das nächste interessante Etappenziel heisst für uns Alwick. Wir wollen uns allerdings nicht wie hunderte Andere die Burg und den angeblich tollen Garten anschauen, nein uns interessiert vor allem das 2000 m² Baumhaus in der Aussenanlage der Burg. Hier ist ein kleines Restaurant und ein Cafe untergebracht, und sogar an Hängebrücken fehlt es nicht. Ein sehr beeindruckendes Bauwerk… Und zudem können wir hier gleich wieder den nächsten Abschied feiern… Den von meiner Hängebrückenphobie ;-))

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Wieder einmal regnet es am nächsten Tag und nicht nur der Himmel, auch Sierra macht uns diesen Tag zu einem der schwärzesten unserer Reise… Zwei Wochen lang hat sie uns den Engel vorgespielt und uns in Sicherheit gewiegt. Dann kam er wieder zum Vorschein, der kleine Teufel in ihr. In aller Ruhe gehen wir an diesem Tag zum Einkaufen und machen uns keine Gedanken um die Satansbrut im Auto. Die letzten Male hat es super geklappt und sie lag ganz brav auf ihrer Decke. Naja was soll ich sagen… Nicht heute. Als wir nach 20 Minuten wiederkommen und die Türe öffnen trifft uns fast der Schlag. Sierra liegt auf ihrer Decke, vor ihr aufgeschlagen mein Kindle und sie mampft genüsslich den Ledereinband!!! Schlimm?? Nein, ich kann ja noch lesen, also alles gut. Schlimm ist das neben ihr unser Tablet PC liegt, auf dem Bett deponiert zum Laden hat sie ihn sich runter gezogen und es geschafft, obwohl er zugeklappt in seiner Schutzhülle steckt, so auf ihm rumzukauen, dass der Bildschirm einen Sprung hat und die Touchpadoberfläche natürlich nicht mehr funktioniert. Totalschaden… Autsch, das tut weh… Vor der Reise noch neu angeschafft brauchen wir jetzt dringend Ersatz um weiter Berichte schreiben zu können. Kurzzeitig denken wir darüber nach, die kleine Matz zusammen mit dem kaputten Tablet an unserem heutigen Ziel im Sherwood Forrest auszusetzen, wir befürchten allerdings, dass sogar Robin Hood an ihr verzweifeln würde, spätestens wenn sie ihm sein geraubtes Gold auffressen würde… (Und das würde sie).

Also, keine Sorge, die kleine ist noch bei uns, aber die Erziehung wurde nochmal verschärft und seit 4 Tagen ist sie erstaunlich brav… Warten wir’s ab…

So kommen wir  am Nachmittag im Clumber Park in Nottinghamshire an. Auf den Spuren von Robin Hood durchkämmen wir an den nächsten zwei Tagen den Wald, leider vergeblich. Schön ist es hier, aber Robin hat wohl von unserem Verlust gehört und da es jetzt nichts mehr zu holen gibt bei uns lässt er sich auch nicht blicken. Wir wandern also unbehelligt durch den Park und besichtigen das grosse Gewächshaus mit Gemüsegarten in dem früher bis zu 30 Gärtner beschäftigt waren und sich um das leibliche Wohl der Familie Clumber gekümmert haben.

Am Abend kommt es dann für mich noch zu einer ein bisschen unheimlichen Begegnung. Christian ist gerade Duschen und ich stehe wegen „Sierra muss alleine im Bus bleiben-Training vor dem Wohnmobil. Es ist schon dämmrig und still und ich lese so in meinem zerfressenen Kindle, als ich vor mir aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnehme. Ich blicke flüchtig auf und denke mit noch, wow was für ein grosser Hase… Ich lese weiter, während das Tier auf leisen Pfoten weiter auf mich zukommt. Der nächste Blick offenbart, das ist kein Hase, das ist ein Fuchs… Ein paar Meter vor mir macht er Halt und blickt mich an. Er steht da, ganz ohne Scheu, er schaut, ich schaue. Langsam wendet er sich ab und schreitet Richtung Waldrand. Dort angekommen dreht er sich nochmal um und sieht mich lange an bevor er im Wald verschwindet…. Zu gerne wüsste ich, was er sich gedacht hat.

Nach 2 erholsamen Tagen mit  teilweise sehr sonnigem Wetter fahren wir  weiter Richtung Thetford. Für die einen eine Stadt in England, für uns eine Stadt mit dem selben Namen wie unsere Campingtoilette. Wir lassen sie links liegen und machen unseren nächsten Halt bei Oxbourgh Hall. Ein grosses Herrenhaus der Familie Bedingfield aus dem 17. Jahrhundert umgeben von Wasser mit einer tollen Bibliothek und sehr gepflegtem Garten. Dank National Trust Mitgliedschaft können wir auch hier wieder kostenlos den Rundgang geniessen.

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Vorbei an einer amerikanischen Airbase geht’s weiter Richtung Mildenhall. Ein kleiner Campingplatz, ganz einfach ohne Duschen oder Toiletten mitten im Wald hat es uns angetan. Auf jedem Baum um uns herum wohnt ein Eichhörnchen, das Wetter ist spitze und wandern kann man in den umliegenden Wäldern auch. Was will man mehr?

Und weil es so schön ist, das Wetter am nächsten Tag die 20 Grad Marke übersteigt und wir dringend Sonne tanken müssen bleiben wir einen Tag länger. Wir sitzen in der Sonne, machen den Grill an und bauen für die Hunde einen kleinen Pool. Endlich haben wir auch Sommer…

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Eine lustige und etwas seltsame Begegnung gab’s dann heute nochmal im Wald. Wir gehen so lustig plaudernd vor uns hin, die Hunde laufen vor uns, die Sonne scheint, als vor uns eine Frau mit Kinderwagen und zwei Dalmatinern auftaucht. Sie sieht uns, fängt hysterisch an zu kreischen, reisst ihre Hunde zu sich, dreht um und rennt schreiend weg (ich hab Christian schon seit 3 Wochen gesagt er soll sich den Bart rasieren, das hat er jetzt davon)… Sie schiebt ihren Kinderwagen vor sich und rennt als ob der Teufel hinter ihr her wäre. Wir lachen und gehen langsam weiter. Den nächsten Weg biegen wir rechts ab und wie es der Zufall so will kommen wir zehn Minuten später um eine Wegbiegung und wer kommt uns entgegen? Wieder diese Dame. Wieder dasselbe Spiel, wieder nimmt sich hysterisch vor uns reissaus… Total verblüfft wandern wir zurück zum Campingplatz und wundern uns jetzt noch über dieses seltsame Verhalten.

Schweren Herzens nehmen wir heute Abschied von unserem kleinen Campingplatz und fahren an London vorbei Richtung Dover. Bei Bearsted beziehen wir unseren letzten Campingplatz in England. Gross, laut und teuer… Furchtbar, aber morgen nachmittag geht’s ab durch den Eurotunnel… Wir nehmen Abschied und verlassen die Insel. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

Was uns gefallen hat? Ganz eindeutig am besten, die Menschen… So unglaublich freundlich und vor allem höflich sind wir noch nirgendwo empfangen worden. Die Schotten und auch viele Farmer haben wir zwar kaum verstanden aber besonders hier in Südengland können wir inzwischen schon plaudern mit den Leuten (unser Englisch ist besser als am Anfang und die Engländer hier sprechen einfach ein sehr deutliches Englisch), teilweise wurden wir richtig bemuttert auf unseren Stellplätzen und den britisch trocknen Humor durften wir auch kennenlernen. Die schönste Landschaft haben wir eindeutig in Schottland gesehen, wenn wir auch leider auf Grund des Wetters wenig davon hatten. Wir haben unglaublich viele Hasen und Schafe, bösartige 😉 Rinder und mystische Füchse gesehen und die unzähligen grauen Oachkatzerl haben unsere Hunde verrückt gemacht. Die engsten Strassen und süssesten Häuschen gab’s in Cornwall und die schönsten Strände für uns an der Ostküste.

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Zu beklagen gibt es hier eigentlich nur die teilweise horrenden Preise und das seeehr durchwachsene Wetter. Gerne hätten wir uns oft noch mehr angeschaut, aber an zu vielen Tagen und Orten machte uns der Wettergott einen Strich durch die Rechnung. Wahrscheinlich wollte er das wir wiederkommen… Und das werden wir…

Ein Gedanke zu „Abschied

  1. Hallo ihr lieben. Wir sind gespannt, wie eure Reise weitergeht, bei so viel Lob über Land und Leute kann das ja kaum noch jemand toppen, oder? Viel Spaß bei eurer nächsten Etappe, wir hoffen auf spannende Geschichten. Gruß aus Striesa! 🙂

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