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Der Weg ist das Ziel – bis ans Ende der Welt

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Voller Tatendrang ging’s los am nächsten Tag, das Nordkap ruft. Von vielen haben wir schon gehört „das Nordkap kann man sich sparen, ist nix besonderes“ Wir denken, der Weg ist das Ziel, und der Weg muss sehr schön sein, also auf…

Nach einem netten Gespräch mit einem jungen deutschen Pärchen das gerade aus dem Norden kommt und ein paar guten Tipps für uns starten wir auf die E6. Die gut ausgebaute Europastraße ist die einzige Verbindung in den Norden und schon nach kurzer Fahrt sind wir begeistert von Norwegen. Nach jeder Kurve, jeder Biegung gibt’s was neues Tolles zu Bestaunen, ein Fjord, die Berge, kleine Wasserfälle und Tunnel, jede Menge Tunnel… Und was für welche!! Beleuchtung quasi nicht vorhanden, Mittelstreifen auch nicht, von Rettungsbuchten ganz zu schweigen… Nichts für Leute mit Platzangst. Uns ist zwar teilweise ein bisschen mulmig, aber ein bisschen Abenteuer gehört ja mit dazu. Wir fahren über Rognan, Fauske und erreichen so irgendwann Bognes. Uups… Keine Straße mehr da… Gibt’s das? Ja, weiter geht’s hier nur mit der Autofähre über den Fjord, einen anderen Weg gibt es nicht. Na denn, mal kurz beim Preis geschluckt und schon stehen wir auf unserer ersten Fähre. 25 Minuten dauert die Überfahrt bis sie uns auf der anderen Seite wieder ausspuckt.

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Die Sonne scheint immer noch und so suchen wir uns ein nettes Plätzchen für die Nacht. Kurz hinter Skardberget entdecken wir einen vom Wasser glatt geschliffenen Berghang und einen kleinen Parkplatz gegenüber. Also Stop. Ein bisschen Beine vertreten und kochen, so lautete dann der Plan. Naja, was soll ich sagen… 404 Höhenmeter und 1,5 Stunden später stehen wir fix und fertig am Gipfel des Berghanges und genießen den Wahnsinnsblick ins Tal, auf Seen und verschneite Berge. Hat sich doch gelohnt, das Beinevertreten. 😉

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von oben

Autsch, der Muskelkater ziept am nächsten Tag in den Waden. Nichts desto Trotz machen wir uns wieder auf den Weg. Heute geht’s Richtung Narvik. Keine schöne Stadt wie wir bald feststellen und dann merken wir auch noch, dass es Länder gibt außer Deutschland deren Geschäfte am Sonntag geschlossen haben. Seit 10 Monaten reisen wir bald und konnten in jedem Land immer sonntags einkaufen, deshalb sind wir gar nicht auf die Idee gekommen es könnte hier anders sein!! Naja, dann halt morgen. Wir bleiben weiter auf der E6 und fahren bis Nordkjosboten. Hier finden wir heute Dank Christians Spürnase einen wunderschönen Platz direkt am Fjord abseits der Strassen. Die Hunde toben stundenlang im Fluss und wir bauen mal wieder den Grill auf. Heute können wir dann endlich auch mal wieder mückenfrei bis spät nachts draussen sitzen und das Bergpanorama bestaunen.

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Nach regenreicher Nacht und feuchtem Morgen kommt gegen 10 Uhr dann aber doch noch die Sonne raus, und sie bleibt auch den ganzen Tag. Wir fahren weiter Richtung Nordkap… Ein paar Eindrücke der Fahrt;

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Den Abend beschließen wir auf dem Stellplatz Artic Camping bei Burfjord.

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Holprig wird die Fahrt am nächsten Tag, viele Baustellen passieren wir auf unserem Weg Richtung Alta und das Wetter bleibt bewölkt. Kurz hinter Alta geht’s mittags von einem kleinen Parkplatz ab ein bisschen spazieren und Pilze sammeln. Ein ganzer Beutel voller Birkenpilze wird’s. Kurz darauf erblicke ich sie, die kleine Hängebrücke über einen reißenden Fluss. „Halt an“, schnell auf einen Parkplatz, Wanderstiefel raus (oder was davon übrig ist, die haben ganz schön gelitten unter unseren Touren) und los… Ca. 2 Kilometer müssen wir schätzungsweise den Fluss zurücklaufen um zur Brücke zu kommen. Kein Problem, runter zum Flussbett und losstapfen. Ja, denkste… Gerade an unserem Platz treffen sich zwei Flussarme, und wir müssen irgendwie rüber… Erstmal der Versuch einen Staudamm zu bauen. Nee, so wird des nix. Also, hilft ja nix, Schuhe aus, Socken aus und rein ins kühle Nass… Ja, Sch…. ist das kalt, und glitschig und steinig… Manchmal glaube ich ja die Hunde lachen über mich, wenn ich quiekend durchs Wasser laufe oder jammere… Die beiden sind natürlich unbeeindruckt vom Wasser und warten ungeduldig auf der anderen Seite. Weiter geht’s über Stock und Stein und dann sehen wir sie auch schon… Die Hängebrücke!! Diesmal kann ich über die Hunde lachen. Bin ich nämlich wesentlich tapferer als die Hunde und stiefle eiskalt über die Brücke, während Barney breitbeinig darüberstakst. Hihi, geschafft…

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Ein paar Kilometer fahren wir heute noch, und man merkt, die Landschaft verändert sich schon wieder. Vorbei sind die vielen Wälder und Berge. Es wird langsam karger und wir sehen wieder viele Rentiere. Ein kleiner Parkplatz an der Europastraße reicht uns heute für die Nacht.

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138 km sagt das Navi dann am nächsten Morgen. 138 km bis zum Ende der Welt. Also rein ins Auto und los. Inzwischen komplett baumlos fahren wir durch unzählige Tunnel, überholen dutzende Fahrradfahrer auf ihrem Weg zum Nordkap und sind irgendwie langsam ein bisschen aufgeregt.

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Es begegnen uns fast nur noch Touristen in ihren Reisebussen und Wohnmobilfahrer aus ganz Europa. Und dann kommen wir doch nicht an, am Nordkap. Da wollen wir ja auch eigentlich gar nicht hin… Wir wollen zum wirklich nördlichsten Punkt. (Und nicht zum Touristennepp mit Eintritt) und den kann man nur zu Fuß erreichen. 7 km vor dem Nordkap links ein kleiner Parkplatz, das ist unser Ziel. 9 Kilometer Fußmarsch sind es jetzt bis zum Knivskjelodden. Obwohl es schon 14 Uhr ist schultern wir den Rucksack und wandern los. Dunkel wird’s ja hier nicht, also können wir auch nachts laufen. 😉 Der Hinweg ist steinig, batzig und sonnig. Es macht Spaß und nach 2,5 Stunden haben wir ihn dann erreicht, den nördlichsten Punkt unserer Reise, das Ende der Welt… Jetzt haben wir sie fast alle, den südlichsten Punkt Europas, den westlichsten und nun auch den nördlichsten.

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Wir sind stolz auf uns… Und wir sind müde, und hungrig und wollen ins Bett. Ja, da war doch aber noch was… Ach ja, der Rückweg. Der ist steinig (könnte man ja auch mal begradigen), der ist steil (Rolltreppen wären eine klasse Idee) und er ist lang, sehr lang. Außerdem neblig, sehr neblig… Und nass, sehr nass, vor allem von oben. Das Wetter kann hier schnell umschlagen, das haben wir auch gemerkt. Wir (besser gesagt ich) kämpfen. Aber ich beisse (wie schon so oft in den letzten Tagen) die Zähne zusammen und gemeinsam schaffen wir es. Gegen 20 Uhr sind wir wieder bei Hulk. Ein paar Kilometer müssen wir noch fahren. Dann heißt es schnell essen und ab ins Bett. Ach, jetzt hätte ich fast den Wal unterschlagen, den wir gesehen haben. Christian meint zwar es war eher ein grosser Thunfisch, aber ich bin mir sicher, es war ein kleiner Wal, der uns begrüßt hat.
Die Fußsohlen brennen beim Aufstehen am nächsten Morgen und der Rest tut auch weh… Nur langsam kommen wir in die Gänge und machen uns wieder auf den Rückweg. Wieder die E6, diesmal in die andere Richtung. Wieder vorbei an Rentieren,

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durch die Tunnel bis zu einem schönen Platz im Wald an einem See kurz vor Alta. Hier plagen uns zwar mal wieder die Mücken, aber wir grillen, sitzen in der Sonne und verschwinden dann bald im Bett.

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Heute dann weiter zurück, Richtung Tromsö der E6 folgend. Die Sonne brennt durch die Scheibe, der Ausblick ist gigantisch und obwohl heute abend dann Wolken und Nebel aufziehen lieben wir unseren Stellplatz hoch über dem Fjord…

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Gute Nacht aus dem Land der Trolle  und Gnome…

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Schwedenflucht

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Nach einem schönen Grillabend unter Aufsicht von ca. 1000 Knotts (kleine nervende Fliegen) starten wir am verregneten nächsten Morgen Richtung Särna. Von der kleinen Stadt aus geht’s in den Fulufjället Nationalpark. Dort wandern wir zum höchsten Wasserfall Schwedens. Die Höhenangaben schwanken zwischen 96 und 124 Metern. Leider regnet es immer noch, und so bleibt der Wasserfall auf unserer Wanderung lange im Nebel verborgen. Macht nix, der Weg ist trotzdem schön, und als wir direkt vor dem Wasserfall stehen, sehen wir in sogar noch…

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Am Abend geht’s dann wieder zurück nach Särna, wo wir auf einem kleinen Campingplatz bleiben.
Nach einer stürmischen Nacht, in der Christian um fünf Uhr morgens raus muss um die Markise einzufahren damit sie nicht abreißt geht’s recht spät am nächsten Tag weiter. Mit 50km/h tuckern wir über eine frisch gekieste, sonst aber gut ausgebaute Straße Richtung Linsell. Auf diesem Wege möchten wir uns ganz herzlich bei den 3 idiotischen Schweden bedanken, die mit 90 kmh über die Kiesel brettern und uns so 4 Steinschläge innerhalb 2 Minuten auf unserer Windschutzscheibe verpassen. Es dauert auch keine weiteren 10 Minuten bis aus zweien davon Risse werden, die jetzt unsere Scheibe im Fahrerbereich zieren. Danke… Die Laune lassen wir uns aber von solchen Kleinigkeiten nicht verderben, und solange die Risse nicht quer über die Scheibe wandern werden wir die Problemlösung jetzt auch erstmal auf Deutschland verschieben. Wir finden dann auch bald in einem kleinen Wald am See in der Nähe von Sveg einen kostenlosen schönen Parkplatz für Wohnmobile wo wir die Nacht verbringen. Leider regnet es weiterhin und die Temperatur ist mit 10 Grad auch nicht gerade super.
Weiter geht’s am nächsten Morgen, bei 10 Grad und Regen Richtung Östersund. Viel Spannendes gibt’s nicht an diesem Tag, schöne Landschaft, aber das sind wir ja von Schweden schon gewöhnt…
Der nächste Tag beginnt schon mal sehr viel besser, die Sonne scheint und schon morgens hat es 14 Grad. Also auf nach Östersund, der wunderschönen Stadt am Storsjön See. Nach einem kurzen Einkaufsstop geht’s 70 km westlich zum schönsten Wasserfall Schwedens dem Ristafallet in Halland. Zu unserem Glück gibt es direkt am Wasserfall einen netten kleinen Campingplatz und da wir wieder mal nur einen Platz ohne Strom brauchen ergattern wir den Premiumplatz 10 Meter vom Wasserfall entfernt.

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Das Wetter spielt auch mit und so verbringen wir endlich mal wieder einen Nachmittag in der Sonne und spazieren am Fluss entlang.

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Der Wasserfall ist wirklich gigantisch. Die Nacht ist dann auch dank der Nähe zum fließenden Gewässer mückenfrei und nur vom Tosen des Wasserfalls untermalt. Gut erholt starten wir am neuen Morgen Richtung Strömsund. Die Landschaft wird immer wilder und einsamer und es begegnen uns nur noch vereinzelt Wohnmobile. Ab und zu halten wir unterwegs für einen Spaziergang im endlosen Wald, ansonsten geht es immer weiter Richtung Lappland. Kurz hinter Strömsund entdecken wir einen vermeintlich schönen Platz direkt am See. Vier Stunden später fliehen wir total entnervt gegen 20 Uhr wieder auf die Straße und suchen einen neuen Stellplatz. Die Mücken sind der Wahnsinn. Wie immer bleibe ich verschont, aber Christian und heute auch die Hunde sind komplett zerstochen. Eine Stunde später halten wir auf einem kleinen Parkplatz direkt an der Strasse und verbringen eine halbwegs mückenfreie Nacht.
Weiter geht’s nach Lappland… Bäume, Bäume, Bäume, Wasser und Einsamkeit empfängt uns… Kilometerlang fahren wir begleitet von etlichen anderen Wohnmobilen auf, inzwischen deutlich schlechteren, Straßen über Dorotea, Vilhelmina und Storuman und kommen so ins kleine Örtchen Gargnäs. Hier bleiben wir auf einem kleinen Campingplatz bei deutschen Auswanderern in der Hoffnung auf weniger Mücken. Falsch gedacht, ganz falsch… Was folgt ist die schlimmste Nacht unserer Reise. Zwar können wir abends noch Grillen, aber selbst das große Lagerfeuer kann uns nicht vor den Horden von Mücken schützen.

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Also Flucht ins Wohnmobil, schade bei diesen langen Tagen, immerhin ist es inzwischen nachts um 12 noch fast taghell… Und wir sitzen im Wohnmobil. Leider schaffen es die doofen Viecher heute Nacht auch in Scharen ins Wohnmobil. Der Himmel weiss wie sie das geschafft haben. So sind wir die halbe Nacht mit Erschlagen beschäftigt. Die andere Hälfte der Nacht habe ich zwar meine Ruhe, Christian wird allerdings weiter geplagt, und so geht er nachts 3mal duschen um die Stiche zu kühlen und entfacht morgens um 4 Uhr erneut das Lagerfeuer.
Krisensitzung am nächsten Morgen. So kann es nicht weitergehen… Trotz Autan und Mückengittern vor jedem Fenster und der Schiebetür hat Christian ca. 200 Mückenstiche und ist mit den Nerven total runter. Die Hunde kratzen sich die Bäuche wo sie gehen und stehen und besonders Barney mit seinem schwarzen Fell ist bei jedem Schritt von Dutzenden der Blutsauger umgeben. Das tun wir uns und den Hunden nicht mehr länger an… Ich klemme mich hinters Steuer und es geht 30 Kilometer über Schotterpiste Richtung Arvidsjaur. Plötzlich schreit Christian „Stopp“, und dann erleben wir unsere Entschädigung für die Nacht. Ein großes Rentier mit riesigem Geweih direkt vor uns auf der Piste. Erst läuft es auf uns zu um dann im Wald zu verschwinden. So geht’s dann auch weiter, überall auf der Straße und im Wald wimmelt es von den lustigen „Rudolfs“. Die blockieren dann auch schon mal minutenlang den Verkehr, weil sie nicht auf die Seite gehen möchten…

DSC_0058 DSC_0048Mittags halten wir am kleinen Cafe Arctic Glass mit seinem Souvenirshop und unterhalten uns mit der deutschen Besitzerin. Während wir unsere Waffel mit Moltebeerenmarmelade verspeisen erzählt sie uns vom ungewöhnlich nassen Frühjahr, vom schlechten Sommer (was für ein Sommer?) und von der Mückenplage, die Dank des Wetters herrscht. Nachdem wir uns noch ein paar Schwedensouvenirs gesichert haben fahren wir weiter in die Stadt und besuchen den Tierarzt. Wir wollen nach Norwegen ans Meer und so den Mücken entgehen. Hierfür brauchen die Hunde allerdings eine Entwurmung unter ärztlicher Aufsicht. Kein Problem für Sierra, die verspeist ja eh alles, unseren Herren müssen wir mal wieder länger bitten und die Tierärztin amüsiert sich köstlich über unsere Versuche die Kautablette mit Hilfe von Leberwurst in ihn rein zu kriegen. Irgendwann haben wir es geschafft und können weiterfahren Richtung Arjeplog. Der Parkplatz heute Abend ist zwar dank Seenähe wieder mückenverseucht, aber wir halten durch…

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Nach, dank Regen, mückenfreier Nacht starten wir am nächsten Morgen nach Arjeplog. Diese Stadt ist dafür bekannt, dass Autohersteller weltweit hier im Winter ihre Autos und LKWs auf den zugefrorenen Seen testen. Bei -40 Grad und 4 Metern Schnee können wir uns das gut vorstellen. Wir nutzen den letzten Coop in Schweden zum Einkaufen und finden dann 30 Kilometer hinter der Stadt einen wunderschönen Wanderweg, den wir warum auch immer mückenfrei geniessen können.

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Herrlich, fast 3 Stunden wandern, mit einem netten Schweden ratschen, der uns von der Elchjagd, von Königsadlern und von Bären erzählt und das alles ohne einen Stich… Am Abend ist uns dann auch noch dieser Platz am See mit dem herrlichen Ausblick auf schneebedeckte Berge sicher.

DSC_0066Ausblick aus der Hecktür.

Die Nacht 5 Kilometer vorm Polarkreis war herrlich, es wird inzwischen eigentlich gar nicht mehr dunkel und so können wir selbst um Mitternacht noch schön Spazierengehen. Mücken gibt’s hier dank Wind und Kälte auch nicht mehr und so sind wir am Morgen gut ausgeruht. Gott sei Dank, heute haben wir nämlich endlich mal wieder eine längere Wanderung geplant. Dem Sommerkurier, der schwedisch-deutschen Nachrichtenzeitung hier haben wir eine schöne, 18 Kilometer lange Route durch den Fjäll entnommen. Also heißt es heute nur 25 Kilometer bis zum Wanderparkplatz Merkenis fahren, dabei den  Polarkreis überqueren und mittags um eins stiefeln wir dann gut ausgerüstet los. Der Weg geht harmlos los, über Schneefelder, vorbei an kleinen Seen, durch schmale Bäche bis auf 800 Höhenmeter. Von dort aus hinab ins Flusstal durch einen Birkenwald bis zur Wanderhütte Jurun.

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2,5 Stunden brauchen wir für den Hinweg  auf dem wir ganz alleine sind. Zwischendurch müssen wir über Steine durch die Bäche waten oder sie überspringen, die Gletscher tauen und dementsprechend viel Wasser kommt runter. Natürlich sind meine Beine zu kurz dafür und so passiert was passieren muss, ich springe zu kurz, rutsche von der Schneeplatte und lande mit dem linken Fuss wadentief im eiskalten Gletscherbach. Zähne zusammenbeissen und weiter… Wird schon wieder trocken. Minuten später sinke ich bis zum Oberschenkel im Schnee ein und der andere Fuß ist genauso nass. Geht doch, jetzt fühlen sich wenigstens beide gleich an… 😉 Christian kommt heute aus dem Lachen über mich gar nicht mehr raus. Heute morgen ist mein Schuh beim Sprung über ein matschiges Rinnsaal schon im Schlamm steckengeblieben während mich der Schwung weiter getragen hat… So war ich auf Socken unterwegs im Moor und jetzt das… Ich halte durch und so machen wir um vier Uhr Rast an der Wanderhütte Jurun.

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Nach einem kurzen Abstecher über die Hängebrücke machen wir uns auf den Rückweg und genießen die Stille und den grandiosen Ausblick auf die Gletscher rund um uns. Gegen 19 Uhr kommen wir ziemlich erschöpft wieder am Parkplatz an. Die Hunde wollen nur noch fressen und ins Bett… Das Toben im Schnee und die rund 30 Kilometer laufen…

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Die beiden sind fertig. Wir auch und so gibt’s nur noch einen kurzen Ratsch mit zwei Rosenheimern, die zum Kanufahren hier sind und denen das Brot ausgegangen ist und dann fallen auch wir todmüde ins Bett. Die Nacht bringt 6 Grad und unsere Heizung läuft mal wieder auf Hochtouren. Das ist ein Sommer… Übrigens der schlechteste seit zig Jahren hier in Schweden. Normalerweise liegt hier um die Zeit auch kein Schnee mehr! Wir wundern uns über nichts mehr auf dieser Reise und ärgern lassen wir uns vom Wetter schon seit dem Hochwasser in Frankreich, dem kältesten Winter in Spanien und dem verregnetsten Sommer in Großbritannien nicht mehr. Es is wie’s is…

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Bibbernd kriechen wir heute morgen aus unserem warmen Bett ins Freie und siehe da, die Sonne zeigt sich kurz. Wir starten spät in Richtung Grenze zu Norwegen. Viel haben wir schon gelesen von strengen Grenzkontrollen für Wohnmobile, der Alkohleinfuhrbegrenzung und das man ja keine Kartoffeln mitnehmen darf. Nach 7 Kilometern passieren wir fast unbemerkt die „grüne Grenze“ und keiner will irgendwas von uns.

DSC_0088 Der erste Blick in Norwegen…

So sitzen wir jetzt bei einem Glas Bacardi nach einer regenreichen ersten Fahrt in Norwegen auf unserem Campingplatz hier am Fjord, haben frisch gewaschene Wäsche und schauen in den Sonnenuntergang. Es ist fast Mitternacht und taghell… Morgen starten wir unsere Fahrt in Richtung Nordkap. Dass Norwegen teuer wird haben wir heute bei unserem ersten Supermarktbesuch schon festgestellt. Macht nix, dann gibt’s halt für jeden 1 Paprika am Tag (die sind günstig) wegen der Vitamine und Pfannkuchen zum satt machen (die gibt’s in jedem Land günstig). Der Bund grüner Spargel heute hat schließlich fast 10 Euro gekostet…

Natur pur…

Auf geht’s nach Huskvarna heißt es am nächsten Tag. Den Männern unter euch ist das sicher ein Begriff, den Damen wohl eher weniger. Ich sag nur Kettensägen, Motorräder, Gewehre usw. Hier in diesem Ort hat vor 325 Jahren die Geschichte der berühmten Firma begonnen. Dazu gibt es natürlich, glücklicherweise auch ein Museum… Mein Interesse in Sachen Elektroschrott 😉 hält sich leider in Grenzen und so darf Christian 2 Stunden lang die, zugegebenermaßen wohl interessante Ausstellung alleine genießen. Hier ein paar Eindrücke für die Herren der Schöpfung:

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Bei strahlendem Sonnenschein geht’s danach weiter nach Jönköping, einer recht großen Stadt am Vätternsee. Wir nutzen die Zeit zum Einkaufen und fahren dann auf der Suche nach einem schönen Platz ein paar Kilometer raus aus der Stadt. Wir suchen einen schönen Platz im Wald und finden einen traumhaften direkt am Wasser… Die Anfahrt dorthin lasse ich lieber aus und gehe mit den Hunden zu Fuß, aber Hulk und Christian schaffen den steilen Weg natürlich problemlos.

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Die Nacht wird leider nicht so erholsam wie der schöne Abend im Sonnenuntergang, sondern sehr anstrengend. Schon die letzten 4 Tage plagt sich Barney mit Durchfall und heute Nacht dann die Krönung, im Stundentakt will (oder muss) er raus, und nachdem er sich dann morgens auch noch übergibt steht fest, wir brauchen einen Tierarzt. Internet ist gut, also schnell Adressen rausgesucht, Jönköping ist ja groß, wird sich schon was finden… Denkste… 3 Stunden, etliche Telefonate und vergebliche Besuche später finden wir dann endlich eine Tierklinik die uns behandeln möchte. Während Sierra und Christian bei 30 Grad im nicht vorhandenen Schatten draußen warten, sitzen Barney und ich 2 Stunden im Isolierzimmer… Nach höflicher Nachfrage kommt dann auch endlich eine sehr nette Ärztin die sich Zeit für uns nimmt. Weitere 2 Stunden, eine Infusion und eine Blutabnahme später steht fest, er ist kerngesund, hat wahrscheinlich nur was falsches gefressen. Richtig glücklich bin ich mit der Aussage nicht, aber was soll ich noch machen. Glücklicherweise spricht er wirklich gut an auf das Medikament, das wir noch mitbekommen und 2 Tage später ist alles wieder gut… Uns reicht’s an diesem Tag und so fahren wir nur noch 20 Kilometer weiter an einen kleinen See und wollen unsere Ruhe.

Am nächsten Tag klemm ich mich mal wieder hinters Steuer, (will’s ja nicht verlernen) und so geht’s ab durch die schöne Landschaft, vorbei an unzähligen Seen, Kanälen, Flüssen und viiieeel Wald. Unser Ziel ist heute Haystorp am Götakanal. Dort angekommen sind wir positiv überrascht. Ein sehr netter, kleiner Stellplatz direkt am Kanal, mit Blick auf die Schleuse, einem kleinen süßen Cafe und einem sehr gepflegten Servicehaus wo wir sogar umsonst Wäsche waschen können. Wow, das hatten wir auch noch nie. Aber erstmal gibt’s eine Premiere auf unserer inzwischen 9 monatigen Reise… Badesachen raus und mit einem mutigen Sprung ab in den Kanal… Schwimmen 🙂 Die Hunde schauen nur ungläubig vom Rand aus zu, Wasserratten sind sie halt beide nicht, aber wir finden es klasse.

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Den Abend verbringen wir absolut mückenfrei auf unseren Stühlen und beobachten die vielen kleinen Boote und Yachten beim An- und Ablegen. Gigantisch, vor allem als sich dann auch noch der riesige Vollmond während des Sonnenuntergangs zeigt. Im Bett sind wir dann heute auch recht spät, was aber eher weniger an der Romantik als an den 4 Proleten liegt, die ihr Schnellbötchen vor unserem Bus festgemacht haben und die 2 Bier für jeden wohl nicht so gut vertragen. Gott sei Dank entspricht wenigstens ihre Musik unserem Geschmack, sonst hätten wir sie wohl spätestens gegen 1 Uhr samt Boot im Kanal versenkt.

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Kurze Nacht, und dann morgens um 9 Uhr schon 25 Grad… Jammern auf hohem Niveau nennt man das wohl, aber für mich eigentlich schon zu warm, vor allem weil sich der Bus trotz guter Isolierung ganz schön aufheizt. Hilft nix, wir müssen weiter. Diesmal wären wir gerne noch einen Tag geblieben, leider ist der Stellplatz aber wegen eines Festivals komplett ausgebucht. Langsam tuckern wir durch kleine Dörfchen, vorbei an kleinen ochsenblutrot gestrichenen Schwedenhäuschen mitten im Wald und nutzen die Fingersuchmethode im Navi. Finger dafür einfach auf ein (wie man glaubt) nettes Plätzchen am Wasser tippen und „weiter“ drücken… Gute Methode, hat uns schon etliche gute Plätze beschert. Heute gibt das Navi allerdings 35 Minuten für 9 Kilometer vor. Nachdem wir 3 davon gefahren sind liegt die Zeitangabe immer noch bei 31 Minuten. Na gut, immer funktioniert die Methode nicht, und da wir Hulk nicht durch den Wald tragen wollen und die Hunde sich weigern würden ihn durchs Gebüsch zu ziehen fahren wir also immer der Nase nach und folgen der nächsten Methode: fahre immer den schlechtesten Weg wenn du mehrere zur Auswahl hast, kein anderer Depp wird ihn fahren und du findest einen schönen Platz… Heute klappt dann Methode 2 und wir haben bald darauf unseren Privatsee mit Seerosen und Wald drumrum. Perfekt… Grill raus, Fleisch drauf, Wein rein… Danach noch ein kleines Lagerfeuer und ein perfekter Sonnenuntergang.

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Der Abend war perfekt, die Nacht absolut mies. Ich brauch kein Autan, ich hab Christian… Hab ich mich gestern noch total gefreut darüber, dass die Mücken mich meiden wie der Teufel das Weihwasser und sich alle auf Christian stürzen, musste ich heute Nacht büßen für meine Schadenfreude. 26 Grad im Bus lassen mich eh schon schlecht schlafen und dann kommt auch noch die Plage in Form von (wie ich glaube) Sandflies hinzu. Kleine unscheinbare Fliegen die höllisch beißen. So klein, dass sie durch unser Moskitonetz einfach durchkommen und eine wahre Pest. Total gerädert und schlecht gelaunt beginnt daher für mich der nächste Tag und nicht mal der strahlende Sonnenschein kann mich da noch trösten. Naja, nach einem ausgiebigen Frühstück und einem Spaziergang sieht die Welt schon wieder anders aus, aber für uns steht trotzdem fest, hier wollen wir nicht bleiben. Noch so eine Nacht halte ich nicht aus und die letzte Mückenstichzählung auf Christians rechtem Bein ergab 32… Also weiter.
Der Tag bleibt unspektakulär, wir warten weiter auf unseren ersten Elch (gehört haben wir sie am vorletzten Abend am See schon, aber zeigen wollte sich keiner) und fahren weiter durch die Prärie. Wieder finden wir einen schönen Seeplatz und leider wiederholt sich das selbe Spiel wie schon am Vortag. Siehe oben…
Noch fertiger beginnen wir den neuen Morgen bei Sonnenschein (merkt ihr was? Das Wetterpech hat uns verlassen, wir haben auch Sommer) und steuern nach kurzem Frühstück einen Campingplatz bei Hagfors an. Schön im Wald gelegen, mit Badestelle am Fluss und nicht teuer… Passt.

Christian hüpft dann als erstes auch gleich zum Stiche kühlen ins Wasser, während ich auf der Picknickdecke in der Sonne den vermissten Schlaf nachhole. Und am Abend glauben wir dann auch unseren Fehler erkannt zu haben. Wir dürfen einfach nicht zu dicht an stehenden Gewässern parken, dann werden wir verschont bleiben vom Mückenviech. Schau ma mal. Heute Abend klappt es schon mal und wir sitzen lange draußen.
Der nächste Morgen beginnt leider mit Regen, und da wir darauf so gar keine Lust haben (und außerdem gestern alles draußen haben stehen lassen, Grill, Stühle, Tisch, etc und alles dementsprechend nass ist) bleiben wir bis halb zehn im Bett und nach einem kurzen Spaziergang steht fest, mir bleiben hier… Wir surfen ein bisschen im Internet, backen Apfelkuchen und lesen. Am Nachmittag wird unsere Geduld belohnt, und die Sonne lässt sich wieder blicken. So gibt’s dann noch einen schönen Waldspaziergang (schon wieder kein Elch)die Sachen können wieder trocknen und am Abend gibt’s dann noch einen Tausch mit einem benachbarten Rosenheimer Ehepaar… Kuchen gegen Rapsöl, ist uns nämlich ausgegangen. Ein kurzer, netter Plausch, ein bisschen Werbung für unseren Omnia Backofen gemacht und dann geht’s ab in den Bus. Ich bin immer noch müde und so gibt’s heute einen DVD Abend am neuen Laptop…

Heute geht’s dann weiter Richtung Mora, man merkt langsam dass wir die Zivilisation hinter uns lassen und in den weniger dicht besiedelten Teil von Schweden kommen. 160 km folgen wir heute dem Inlandsvägen bis wir in Mora landen. Mora ist ein kleiner Ferienort am Siljansee mit einer netten Innenstadt und schöner Kirche. Wir bummeln durch die Fußgängerzone und erstehen gleich noch ein paar Postkarten (ihr dürft gespannt sein, mal was ganz anderes) und schlucken mal wieder beim Anblick der skandinavischen Portopreise. 14 Kronen für eine Postkarte nach Deutschland (1 Euro entspricht im Moment 9,23 Kronen), also haltet eure Karten in Ehren.  Den Nachtplatz gibt’s heute im Bärenwald an einem Fluss, mal sehen, wieviele Braunbären sich Blicken lassen.  Liebe Grüße an unsere Lieben, wir vermissen den Gartenzaunplausch, die Poolparty bei 37 Grad und die Biergartenbesuche mit euch…

Stöckchen holen mit unseren beiden…

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Die Taktiken hierbei komplett unterschiedlich… Wir beginnen mit „hol’s Stöckchen, gibt Leckerlie“ und werfen den Stock ins Wasser. Barney setzt sich erstmal und überlegt… Soll ich? Soll ich wirklich? Was hätte das jetzt für einen Vorteil für mich? Sierra sitzt daneben und blinkert mit den großen, braunen Augen. „Na komm, hol Stöckchen“, zögernd stakst Barney ins Wasser und watet auf den Stock zu. Sierra sitzt daneben und blinkert mit den großen, braunen Augen. 2 Schritte ins Wasser, mehr vertragen die Prinzessinenpfoten nicht… Barney hält an und überlegt, soll ich, soll ich wirklich meinen Bauch nass machen? Für ein Leckerlie? Lohnt sich das wirklich? Langsam wandert der Bauch ins Wasser… Der Hals wird immer länger… Kurz bevor er den Stock erreicht nochmal kurze Pause… Soll ich echt? Mmmhh?? Sierra sitzt daneben und blinkert mit den großen, braunen Augen. Langsam hangelt Barney nach dem Stock und zieht ihn zu sich ran… Er dreht um, kommt langsam auf das Ufer zugelaufen… Muss ich ihn jetzt echt ganz bis zu euch bringen? Könnte nicht vielleicht jemand zu mir kommen und mir das Leckerlie bringen? Kaum ist er am Ufer springt die Prinzessin wie von der Tarantel gestochen auf ihn zu, reißt ihm den Stock aus dem Maul und rennt zu uns… Sie lässt den Stock fallen und blickt uns ganz stolz an. „Los, ich hab ihn gebracht, her mit dem Leckerlie“… Und Barney? Kommt langsam hinterher getrottet, setzt sich vor uns und  blinkert mit den großen, braunen Augen. So und wem gibt man jetzt das Leckerlie??