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Im Land der Elche

Danke der Nachfrage, nein, ich bin nicht zu faul geworden zum Schreiben… Erst fehlte ein PC und dann die Zeit… Aber jetzt bin ich wieder da…
Viel passiert ist in den letzten 2 Wochen nicht, wir haben 4 Länder durchquert, ein Ferienhaus genossen und sind jetzt in Schweden angekommen. Von Anfang an;
Die Fahrt durch den Eurotunnel zurück nach Frankreich war für uns ja schon vertraut und so hatten wir davor sogar noch Zeit, uns den Fährhafen und die weißen Felsen von Dover anzuschauen.
Nachmittags dann die Ankunft in Calais und der Entschluss noch ein bisschen weiter zu fahren Richtung Belgien… Ihr wisst ja, Frankreich und wir, des wird nix mehr…
In Belgien empfängt uns Sonnenschein und ein weißer Strand. Leider auch ein netter Polizist, der mit unserer Platzwahl nicht einverstanden ist und so müssen wir noch ein Stück weiter.
Auch Belgien lassen wir am nächsten Tag schnell hinter uns und stürzen uns ins nächste unbekannte Land. Die Niederlande… Wie sag ich das jetzt, ohne unsere Nachbarn zu beleidigen?? Nicht böse sein, aber euer Land ist nix für uns… Es ist einfach unspektakulär, viel flaches Land, viel Landwirtschaft und sehr touristische Strände… Vielleicht haben wir auch zu wenig gesehen, aber es reißt uns einfach nicht vom Hocker. Nach 3 Tagen beschließen wir, dieses Kapitel abzuschließen und die Grenze nach Deutschland zu passieren. Nach dem Besuch eines Elektronikhändlers sind wir stolze Besitzer eines neuen Laptops und tuckern so langsam durchs Emsland. Unser nächstes Ziel heißt Ostfriesland. In den letzten Wochen hab‘ ich wohl ein paar Ostfriesenkrimis zu viel gelesen und jetzt will ich mir die Schauplätze der Morde endlich mal live anschauen. Aber es kommt, wie immer bei uns, anders als geplant… Bis nach Leer schaffen wir es um dann, mal wieder, vom Wetter gestoppt zu werden.
Greetsiel unser eigentliches Ziel hat eine grauenvolle Wettervorhersage für die nächsten 7 Tage und wir keine Lust mehr. Wenn das so weiter geht sind wir kurz davor unsere Reise abzubrechen. Es muss etwas passieren. Also klemm‘ ich mich hinter den PC und recherchiere… Und dann hab ich die passende Lösung. Ein Ferienhaus in Dänemark, in Blavand, mit Whirlpool und Sauna, und großem Garten. Dann kann es meinetwegen so viel regnen wie es will. Gebucht ist schnell und so fahren wir die nächsten Tage an Hamburg vorbei durch Nordfriesland über kleine Stellplätze und erreichen so am letzten Sonntag Blavand. Der Schlüssel liegt an der Agentur für uns bereit und am frühen Nachmittag beziehen wir das schöne Häuschen  mitten im Wald.

DSC_0184 DSC_0182Für euch vielleicht nicht nachvollziehbar, genießen wir es in vollen Zügen endlich mal wieder zu zweit in der Küche zu stehen, eine Couch zu haben auf der man die Beine ausstrecken kann, abends Aktenzeichen XY zu schauen und ein ganz normales Leben zu haben. Nicht falsch verstehen, wir lieben unsere Freiheit im Bus und das Lotterleben, aber ein richtiges Zuhause geht uns schon manchmal ab. Abends heizen wir den Kamin an und lachen über den Regen draußen, klar die nasse Kleidung kann ja die nächsten Tage auch in den Trockner.

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…Auch unsere zwei Liebsten sind glücklich, auf der Couch liegen oder im Garten toben, diesen Luxus brauchen die beiden auch mal. So finden wir uns dann morgens auch mal zu viert im Bett… Die 5 Tage sind ausgefüllt mit Strand- und Waldspaziergängen, die Waschmaschine läuft im Dauerbetrieb und Hulk bekommt auch seinen Luxus in Form einer neuen Glühkerze und irgendwelcher neuen Buchsen?! Am Freitag dann verlassen wir mit ein bisschen Wehmut unser Häuschen und machen uns mit aufgefüllten Reiseakkus wieder auf den Weg durch Dänemark. Schön hier, einen Besuch wert. Ein Ferienhaus nach dem nächsten, aber die meisten schön verpackt entweder direkt am Strand oder mit viel Abstand zum Nachbarn im Wald. Besonders gut gefallen uns die vielen schön geklinkerten Bauernhöfe und bei manch einem könnte man fast schwach werden und wir grübeln schon über einen Umzug hierher… Aber nein, obwohl wir noch schöne Plätze am Meer finden wo wir wild unsere Nächte verbringen beschließen wir weiter zu fahren.

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Ist uns Bayern dann doch zu flach hier… 😉 Die Wettervorhersage für Schweden ist vielversprechend und so machen wir uns auf und überqueren die 2 großen Brücken. Die große Störebelt Brücke führt uns ein Stückchen weiter Richtung Kopenhagen und die Öresund Brücke für stolze 104 Euro bringt uns dann am nächsten Tag nach Schweden. Lustigerweise ist das Erste, was man nach der Einreise Richtung Malmö entdeckt ein Ikea. Wir verzichten auf einen Besuch, unsere Einrichtung ist komplett und fahren noch ein paar Kilometer weiter nach Landskrona, ein netter kleiner typisch schwedischer Ort, wo wir ziemlich kaputt unsere erste schwedische Nacht verbringen. Auf der heutigen Fahrt dann auch schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf die kommenden Wochen… Wald, Wald, Wald und ab und zu ein kleiner See… Schööööön. Wir beschließen den Tag bei einem Glas Wein, kratzen die ersten Mückenstiche auf und freuen uns auf morgen… Und ich verspreche, der nächste Bericht dauert nicht so lange… 😉

Jetzt noch einen dicken Dank an meinen Schwager für die Fernwartung um Mitternacht, damit der Bericht online gehen kann und das im tiefsten Schwedenwald… Wir schließen dich ins Nachtgebet ein und du hast was gut bei uns…

Abschied

In dieser Woche gibt es viele Abschiede zu feiern… Der Abschied von Schottland, vom schlechten Wetter und den Abschied von unserem Tablet PC. Und zu guter Letzt dann morgen auch noch das endgültige Bye, Bye von Grossbritannien…

Aber beginnen wir mit unserem Ende in Schottland. Aufgrund totaler Wetterfrustration schneller als geplant geht’s mit kurzem Halt in Falkirk bei einem Schiffshebewerk mit rotierendem Bootslift weiter über Edinburgh an die englische Ostküste.

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Den ab England sehr sonnigen Tag beschliessen wir bei einem Glas Cider am Strand von North Berwick. Hier stehen wir auf einem kleinen aber feinen Campingplatz direkt am Meer den wir uns mit ca. 150 wilden kleinen Feldkaninchen teilen.

12.06.15 156 Stellplatz mit Blick auf Holy Island

Die nächsten Tage gondeln wir dann langsam die Küste gen Süden. Die Sonne scheint gelegentlich, die meiste Zeit haben wir allerdings Mühe die Schiebetüre zu öffnen so stark bläst der Wind. Das nächste interessante Etappenziel heisst für uns Alwick. Wir wollen uns allerdings nicht wie hunderte Andere die Burg und den angeblich tollen Garten anschauen, nein uns interessiert vor allem das 2000 m² Baumhaus in der Aussenanlage der Burg. Hier ist ein kleines Restaurant und ein Cafe untergebracht, und sogar an Hängebrücken fehlt es nicht. Ein sehr beeindruckendes Bauwerk… Und zudem können wir hier gleich wieder den nächsten Abschied feiern… Den von meiner Hängebrückenphobie ;-))

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Wieder einmal regnet es am nächsten Tag und nicht nur der Himmel, auch Sierra macht uns diesen Tag zu einem der schwärzesten unserer Reise… Zwei Wochen lang hat sie uns den Engel vorgespielt und uns in Sicherheit gewiegt. Dann kam er wieder zum Vorschein, der kleine Teufel in ihr. In aller Ruhe gehen wir an diesem Tag zum Einkaufen und machen uns keine Gedanken um die Satansbrut im Auto. Die letzten Male hat es super geklappt und sie lag ganz brav auf ihrer Decke. Naja was soll ich sagen… Nicht heute. Als wir nach 20 Minuten wiederkommen und die Türe öffnen trifft uns fast der Schlag. Sierra liegt auf ihrer Decke, vor ihr aufgeschlagen mein Kindle und sie mampft genüsslich den Ledereinband!!! Schlimm?? Nein, ich kann ja noch lesen, also alles gut. Schlimm ist das neben ihr unser Tablet PC liegt, auf dem Bett deponiert zum Laden hat sie ihn sich runter gezogen und es geschafft, obwohl er zugeklappt in seiner Schutzhülle steckt, so auf ihm rumzukauen, dass der Bildschirm einen Sprung hat und die Touchpadoberfläche natürlich nicht mehr funktioniert. Totalschaden… Autsch, das tut weh… Vor der Reise noch neu angeschafft brauchen wir jetzt dringend Ersatz um weiter Berichte schreiben zu können. Kurzzeitig denken wir darüber nach, die kleine Matz zusammen mit dem kaputten Tablet an unserem heutigen Ziel im Sherwood Forrest auszusetzen, wir befürchten allerdings, dass sogar Robin Hood an ihr verzweifeln würde, spätestens wenn sie ihm sein geraubtes Gold auffressen würde… (Und das würde sie).

Also, keine Sorge, die kleine ist noch bei uns, aber die Erziehung wurde nochmal verschärft und seit 4 Tagen ist sie erstaunlich brav… Warten wir’s ab…

So kommen wir  am Nachmittag im Clumber Park in Nottinghamshire an. Auf den Spuren von Robin Hood durchkämmen wir an den nächsten zwei Tagen den Wald, leider vergeblich. Schön ist es hier, aber Robin hat wohl von unserem Verlust gehört und da es jetzt nichts mehr zu holen gibt bei uns lässt er sich auch nicht blicken. Wir wandern also unbehelligt durch den Park und besichtigen das grosse Gewächshaus mit Gemüsegarten in dem früher bis zu 30 Gärtner beschäftigt waren und sich um das leibliche Wohl der Familie Clumber gekümmert haben.

Am Abend kommt es dann für mich noch zu einer ein bisschen unheimlichen Begegnung. Christian ist gerade Duschen und ich stehe wegen „Sierra muss alleine im Bus bleiben-Training vor dem Wohnmobil. Es ist schon dämmrig und still und ich lese so in meinem zerfressenen Kindle, als ich vor mir aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnehme. Ich blicke flüchtig auf und denke mit noch, wow was für ein grosser Hase… Ich lese weiter, während das Tier auf leisen Pfoten weiter auf mich zukommt. Der nächste Blick offenbart, das ist kein Hase, das ist ein Fuchs… Ein paar Meter vor mir macht er Halt und blickt mich an. Er steht da, ganz ohne Scheu, er schaut, ich schaue. Langsam wendet er sich ab und schreitet Richtung Waldrand. Dort angekommen dreht er sich nochmal um und sieht mich lange an bevor er im Wald verschwindet…. Zu gerne wüsste ich, was er sich gedacht hat.

Nach 2 erholsamen Tagen mit  teilweise sehr sonnigem Wetter fahren wir  weiter Richtung Thetford. Für die einen eine Stadt in England, für uns eine Stadt mit dem selben Namen wie unsere Campingtoilette. Wir lassen sie links liegen und machen unseren nächsten Halt bei Oxbourgh Hall. Ein grosses Herrenhaus der Familie Bedingfield aus dem 17. Jahrhundert umgeben von Wasser mit einer tollen Bibliothek und sehr gepflegtem Garten. Dank National Trust Mitgliedschaft können wir auch hier wieder kostenlos den Rundgang geniessen.

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Vorbei an einer amerikanischen Airbase geht’s weiter Richtung Mildenhall. Ein kleiner Campingplatz, ganz einfach ohne Duschen oder Toiletten mitten im Wald hat es uns angetan. Auf jedem Baum um uns herum wohnt ein Eichhörnchen, das Wetter ist spitze und wandern kann man in den umliegenden Wäldern auch. Was will man mehr?

Und weil es so schön ist, das Wetter am nächsten Tag die 20 Grad Marke übersteigt und wir dringend Sonne tanken müssen bleiben wir einen Tag länger. Wir sitzen in der Sonne, machen den Grill an und bauen für die Hunde einen kleinen Pool. Endlich haben wir auch Sommer…

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Eine lustige und etwas seltsame Begegnung gab’s dann heute nochmal im Wald. Wir gehen so lustig plaudernd vor uns hin, die Hunde laufen vor uns, die Sonne scheint, als vor uns eine Frau mit Kinderwagen und zwei Dalmatinern auftaucht. Sie sieht uns, fängt hysterisch an zu kreischen, reisst ihre Hunde zu sich, dreht um und rennt schreiend weg (ich hab Christian schon seit 3 Wochen gesagt er soll sich den Bart rasieren, das hat er jetzt davon)… Sie schiebt ihren Kinderwagen vor sich und rennt als ob der Teufel hinter ihr her wäre. Wir lachen und gehen langsam weiter. Den nächsten Weg biegen wir rechts ab und wie es der Zufall so will kommen wir zehn Minuten später um eine Wegbiegung und wer kommt uns entgegen? Wieder diese Dame. Wieder dasselbe Spiel, wieder nimmt sich hysterisch vor uns reissaus… Total verblüfft wandern wir zurück zum Campingplatz und wundern uns jetzt noch über dieses seltsame Verhalten.

Schweren Herzens nehmen wir heute Abschied von unserem kleinen Campingplatz und fahren an London vorbei Richtung Dover. Bei Bearsted beziehen wir unseren letzten Campingplatz in England. Gross, laut und teuer… Furchtbar, aber morgen nachmittag geht’s ab durch den Eurotunnel… Wir nehmen Abschied und verlassen die Insel. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

Was uns gefallen hat? Ganz eindeutig am besten, die Menschen… So unglaublich freundlich und vor allem höflich sind wir noch nirgendwo empfangen worden. Die Schotten und auch viele Farmer haben wir zwar kaum verstanden aber besonders hier in Südengland können wir inzwischen schon plaudern mit den Leuten (unser Englisch ist besser als am Anfang und die Engländer hier sprechen einfach ein sehr deutliches Englisch), teilweise wurden wir richtig bemuttert auf unseren Stellplätzen und den britisch trocknen Humor durften wir auch kennenlernen. Die schönste Landschaft haben wir eindeutig in Schottland gesehen, wenn wir auch leider auf Grund des Wetters wenig davon hatten. Wir haben unglaublich viele Hasen und Schafe, bösartige 😉 Rinder und mystische Füchse gesehen und die unzähligen grauen Oachkatzerl haben unsere Hunde verrückt gemacht. Die engsten Strassen und süssesten Häuschen gab’s in Cornwall und die schönsten Strände für uns an der Ostküste.

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Zu beklagen gibt es hier eigentlich nur die teilweise horrenden Preise und das seeehr durchwachsene Wetter. Gerne hätten wir uns oft noch mehr angeschaut, aber an zu vielen Tagen und Orten machte uns der Wettergott einen Strich durch die Rechnung. Wahrscheinlich wollte er das wir wiederkommen… Und das werden wir…

Unterwegs mit dem Hogwarts Express…

Aber erstmal müssen wir nach unserem gestrigen Grillabend auf nach Schottland. Das Wetter ist heute nochmal sehr sonnig und so können wir endlich mal wieder ein bisschen am Strand mit den Hunden toben. Wir kommen vorbei am Caelaverock Castle und fahren über New Abbey mit seiner schönen Sweatheart Abbey, einer Kirchenruine weiter nach Dalbeattie.

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Nach unserem ersten Spaziergang an einem Loch finden wir heute Quartier bei einem Farmer und seinen Schafen. Hier dürfen wir auch zum ersten Mal feststellen, dass das schottische Englisch gar nix mit unserem Schulenglisch zu tun hat. Kein Wort verstehe ich von den freundlichen Worten des jungen Farmers, also zweimal nachfragen und dann höflich lächeln und Stellplatz beziehen… (Hat er mir jetzt ein Kuchenrezept gegeben oder mir erklärt wo wir Wasser tanken können? Keine Ahnung…)

Die nächsten Tage sind eigentlich schnell erzählt. Die Landschaft ist grandios mit den vielen Seen und Bergen, aber das Wetter macht leider vieles zunichte. Wir fahren an der Küste Richtung Norden über Ayr, Irvine und Largs. Die Dörfer sind leider nicht mehr ganz so nett wie in England und Wales, alles ein bisschen heruntergekommene und längst nicht mehr so gepflegt. Wir lassen uns unsere gute Laune nicht verderben und finden am Ende des Tages sogar noch einen kleinen Parkplatz, wo wir umsonst stehen können.

Nach einer sehr regnerischen Nacht geht’s an Glasgow vorbei in den Loch Lomond & The Trossacks Nationalpark. Wir parken auf einem Parkplatz in der Nähe von Aberfoyle und starten bei leichtem Nieselregen zu unserer nächsten Wanderung. Nach zehn Minuten heißt es dann das erste Mal, Kapuzen runter, Sonnenbrille auf, und dann sogar noch Handschuhe aus, Jacke aus. So geht das jetzt im Wechsel. Alle paar Minuten ändern wir das Outfit. So geht das dann auch noch den Rest des Tages. Jetzt weiß ich erstmal was wechselhaftes Wetter wirklich bedeutet… Aber schöööön ist es hier… Alle paar Kilometer wieder ein anderer Loch, ein Wasserfall oder ein Fluss. Vorbei an Loch Katrine fahren wir über Callander zu den Bracklin Falls und dann weiter an den Loch Lubnaig. Hier „genießen“ wir dann auch unser erstes schottisches Essen. An einem kleinen Parkplatz gibt’s einen Burger für jeden von uns. Die Werbung verspricht „frisches Fleisch von echten schottischen Hochlandrindern“. Ein bisschen würde es dauern enttäuscht uns der junge Mann am Tresen, das Fleisch wäre tiefgefroren und müsste erst auftauen… Na gut… Ums kurz zu machen, es schmeckt furchtbar… Die Pappplatten, der Reibekäse und die alte Kuh dazwischen können wir echt nicht empfehlen. Da man ja meistens nicht nur einmal am Tag eine falsche Entscheidung trifft, schieben wir die nächste gleich hinterher und entscheiden uns mangels Alternative für einen kleinen Campingplatz gleich hinter Loch Lubnaig. Der Platz ist toll gelegen, die Aussicht super, aber der Platz an sich verdient so sicher keinen Preis. Teuer, dafür irgendwie ungepflegt und die Duschen aus dem vorherigen Jahrhundert. Na, ja für eine Nacht geht’s…

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Gut geschlafen heute Nacht. Erst um kurz vor neun können wir uns dazu bequemen, aus dem Bett zu kriechen. Bei Sonnenschein macht Christian Frühstück und Hulk startklar, während ich mit den Hunden am Loch entlang spaziere. Um kurz vor elf, wir sind eigentlich gerade startklar kommt die hektische Campingplatzbesitzerin auf uns zugelaufen und fordert uns auf sofort zu fahren, der Platz auf dem wir stehen wäre reserviert und der neue Mieter schon da. Ich schaue rechts neben uns… 4 Plätze frei, ich schaue links neben uns, 4 Plätze frei… Will die mich verar….!? Wir können bis 12 Uhr stehen hieß es gestern noch. In aller Ruhe machen wir fertig und fahren los. Die sehen uns sicher nicht mehr. Die erste schlechte Erfahrung hier in Großbritannien… 5 Minuten später zeigt sich dann, wie gut unsere Entscheidung war, uns nicht hetzen zu lassen. Wir sehen einen schweren Verkehrsunfall der fünf Minuten vor uns auf unserer Strecke passiert ist. Das Wohnmobil und die Autos sehen schlimm aus. Die Airbags alle ausgelöst, aber wohl niemand ernsthaft verletzt… Die Bilder allerdings bekomme ich den ganzen Tag nicht aus meinem Kopf.

Wir fahren weiter nach Killin zu den Wasserfällen und von da aus immer weiter durch die teilweise schneebedeckten Berge Richtung Tyndrum. Auf einer kleinen Straße neben einem Fluss entdecken wir eine kleine Hängebrücke mit einem netten Parkplatz. Los, anhalten… Ich will ja schließlich tapfer werden und Hängebrücken gehören zum Therapieprogramm. Leider ist die Brücke verschlossen, aber das Wetter ist ausnahmsweise sonnig, der Parkplatz ruhig und schön, also bleiben wir. Wir nutzen die Gelegenheit und backen mal wieder frisches Brot und nutzen die Regenpausen zum relaxen in der Sonne. Am Abend bekommen wir dann auch noch deutschen Besuch. Jörg aus Essen ist mit seiner, schon älteren, aber superfitten Mutter auf 3-wöchiger Schottlandtour mit Auto und Zelt. Es wird ein interessanter, netter Abend mit viel Erfahrungsaustausch, bevor uns die 7 Grad Außentemperatur ins Wohnmobil treiben. Gute Heimfahrt euch beiden…

Der nächste Tag wird ein absolutes Highlight unserer Schottlandtour. Wir fahren über Dalmally, Connel und Ledaig nach Alpin. Hier soll, laut unserem Reiseführer „Europas schönstes Fleckchen Erde“ sein. Ob es das Schönste ist wissen wir vielleicht in einem Jahr. Aber schön ist es auf jeden Fall. Der Wettergott meint es heute auch gut und so gibt’s hier einfach ein paar schöne Bilder zum genießen.

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Von Ballachulish aus geht’s dann durch die beeindruckende Glencoe. Eine tiefe Schlucht und ein absoluter Touristenmagnet. Verständlich, uns gefällt sie auch, ein bisschen viel los ist vielleicht…

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Weiter geht’s über Kinlochleven und dem dazugehörigen Loch Richtung fort William. Hier erwartet uns Ben Nevis. Mit 1304 Metern der höchste Berg Schottlands. In der Glen Nevis, der Schlucht, finden wir einen netten Campingplatz von dem wir einen direkten Blick auf den schneebedeckten Gipfel haben.

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Dank endlich mal wieder funktionierendem Internet stoße ich am Abend dann auf eine interessante Seite. Von Fort William aus soll eine der schönsten Bahnstrecken der Welt nach Mallaig führen. Das interessante für mich daran ist, dass das ganze im Hogwarts Express, dem Zug aus den Harry Potter Filmen stattfindet. Die alte Dampflok mit ihren roten Waggons fährt dann auch über das Viadukt, wie im Film. Das muss ich machen… Christian erklärt sich bereit, die Strecke mit Hulk zu fahren und den Zug und mich auf der Fahrt über die Brücke zu fotografieren.

Da der nächste Tag ein Sonntag ist, buchen wir die Fahrt online für den Montag und nutzen den Tag für ein paar Erledigungen in Fort William und einer tollen Wanderung zu Wasserfällen nahe des Ben Nevis. Fast zwei Stunden stapfen wir durch den schlammigen, matschigen Sumpf. Die Wanderschuhe voller Wasser, der Hagel vermiest uns die Brotzeit, aber die Aussicht ist grandios…

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Übernachtet wird dann nochmal auf dem Campingplatz von gestern, von hier aus sind wir am nächsten Tag in zehn Minuten am Bahnhof.

Leider regnet es die ganze Nacht durch und am nächsten Morgen darf ich dann auch gleich noch meine neuen Gummistiefel testen. Um halb zehn geht’s dann los zum Bahnhof. Gleis 9 ¾ finde ich zwar nicht, aber auf Gleis 2 geht’s um viertel nach zehn los. Mit viel Rauch und Schall starten wir und die 2,5-Stunden-Fahrt lohnt sich wirklich. Obwohl es die meiste Zeit regnet stehe ich an der Waggontür bei offenem Fenster und fotografiere und geniesse den Blick über die Berge, die Schluchten und das Meer.

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Über das Viadukt zu fahren ist lustig, besonders weil dutzende Touristen dastehen und das Ganze fotografieren. Während eines Zwischenstopps in Glennfinnan spaziere ich durch den Zug in dem mehrere Szenen des Films gedreht wurden und kaufe im Souvenir Waggon noch ein paar Postkarten.

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Auf der Weiterfahrt hat Christian den Zug dann eingeholt und so haben wir jetzt Hulk auch mal aus einer anderen Perspektive auf der Kamera. In Mallaig angekommen holt er mich vom Zug ab und wir fahren die 60 Kilometer wieder zurück Richtung Fort William.

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Das kurze Mittagessen auf dem Parkplatz des Viadukts stellt sich dann allerdings als großer Fehler heraus. Es gibt Reste vom Vortag… Hähnchen und Kartoffelsalat. Leider war die Zwiebel im Salat am Vortag schon nicht mehr die frischeste und leider esse ich fast den ganzen Salat während Christian sich an die Semmel hält… Schon auf der kurzen Weiterfahrt wird mir furchtbar übel und ich bekomme Bauchschmerzen. Kurz vor Invergarry finden wir einen schönen Stellplatz im Wald. Während Christian mit den Hunden eine kurze Runde dreht erlebe ich die schlimmsten Stunden unserer Reise… Vom Rest des Tages weiß ich leider nicht mehr viel, außer dass ich viel im Regen vor Hulk stand und mir das Essen durch den Kopf gehen lasse…

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiter Richtung Loch Ness, aber da es mir noch nicht wirklich gut geht beschließen wir, zum Supermarkt nach Fort Williams zurück zu fahren um ein paar magenfreundliche Lebensmittel zu kaufen und dann wieder auf den Campingplatz wo ich mehr Platz und Sanitäreinrichtungen habe um mich auszukurieren. So eine Magen-Darm-Sache im Wohnmobil ist wohl das Schlimmste, was allen Beteiligten passieren kann… Bei Pfefferminztee und Knäckebrot verbringe ich den restlichen Tag in der Waagerechten und am Abend geht’s dann auch schon wieder besser. Christian geht währenddessen mit den Hunden zwei Stunden auf die umliegenden Hügel Wandern und diesmal muss er es übertreiben. Total fertig kommt er zum Wohnmobil zurück, und erhält dafür heute nacht die Quittung. Er kann vor lauter Muskelkater, Rückenschmerzen und Übelkeit kaum schlafen.

Ziemlich übel müssen wir beide wohl ausgesehen haben, als wir heute morgen über Spean Bridge Richtung Calvine gestartet sind, und da es Christian heute deutlich schlechter geht als mir, darf er während der Mittagspause zwei Stunden schlafen, während ich bei Tummel Bridge mit den Hunden durch einen tollen Birkenwald vorbei an Loch Tummel spazierengehe. Weit kommen wir danach auch nicht mehr, bis wir einen schönen Stellplatz im Wald finden. Wir wollen nur noch entspannen und dann ins Bett. Die letzten Tage waren echt anstrengend.