Nach über drei Monaten unserer Reise wird es Zeit für ein kleines Fazit unserer Erlebnisse.
Fangen wir an mit der Hardware, auf deutsch unserem Hulk. 203000km hatte der Gute ja schon vor Beginn der Reise auf dem Buckel. Inzwischen sind es rund 9000km mehr und wir sind vollauf zufrieden mit ihm.
Die beste Entscheidung war definitiv unsere 3-Platten-Solaranlage. Seit inzwischen ca. 100 Tagen produzieren wir unseren eigenen Strom und mussten seitdem nie Fremdstrom auf Campingplätzen oder Stellplätzen beziehen. Genauso zufrieden sind wir mit unserem Gastank, den wir an der Tankstelle ungefähr alle zwei Wochen mit LPG Gas befüllen. Einfacher geht’s nicht…
Auch der Ausbau mit den selbstgebauten Möbeln und der großen Staufläche unter dem Bett hat sich im Alltag gut bewährt. Die Matratzen und der Lattenrost sorgen für einen perfekten Schlaf, obwohl wir uns wahrscheinlich bei einem Neubau für zwei Lattenroste entscheiden würden. Eine sehr gute Wahl waren auch unsere zwei drehbaren Schwingsitze, die unsere Strassenwahl oft abmildern.
Kleine Schwächen bestehen allerdings im Bad. Die kleinen Mosaikfliesen sehen zwar toll aus, sind zum Putzen und beim Ablaufen des Wassers ein wahrer Albtraum. Auch der Wassertank mit seinen 75 Litern Fassungsvermögen könnte gerne noch 20 Liter mehr fassen, so würden wir uns 2 Zusatzkanister auf dem Fahrradträger sparen. Da kommen wir dann auch zu unserem größten Problem, unserem Fahrradträger… Fast jeden Tag wird immer noch darüber diskutiert, ob wir ihn wirklich brauchen und wenn ja, wie wir ihn umbauen können. Er ist einfach zu schwer mit den Kanistern, dem Fahrrad und der Alubox, in der wir Stühle, Tisch, Grill und Zubehör aufbewahren. Zum Öffnen der Hecktüren muss einer immer den Träger halten, damit sich die Scharniere nicht noch mehr verbiegen. Das wird beim nächsten Heimaturlaub mit Sicherheit ausgebessert. Das letzte Manko wäre dann eigentlich nur noch unsere Beleuchtung im Bus. Die LED-Leuchten machen zwar schön hell und sparen Strom, richtig gemütlich ist es aber nicht wirklich. Auch das wollen wir gerne verbessern.
Die besten mobilen Dinge, die wir so mit uns führen sind unser Omnia-Backofen in dem wir vom Auflauf bis über Kuchen alles auf unserem Gasherd zaubern können, und den Kaffeekocher den uns Dennis geschenkt hatte.
Rausgeflogen sind bis jetzt die Auffahrkeile, die unsere festgefahrene Situation im Sand nicht überstanden haben, sowie die billigen Campingstühle. Der Handmixer von Ikea ist beim ersten Kuchen zerbrochen und Faltsiebe kann man sich getrost sparen.
Kommen wir zum lebenden Inventar. Es war uns klar, dass 24 Stunden am Tag eine echte Herausforderung für eine Beziehung sind. Erstaunlicherweise funktioniert es fast reibungslos. Wir haben uns inzwischen gut aufeinander eingespielt, jeder kennt seine Aufgaben im Bus und wohin er ausweichen muss, wenn denn der andere durch will. Man wird einfach toleranter und darf nicht jedes Wort auf die Waagschale legen. Wir lassen uns aber auch mal unsere Freiräume und haben eingesehen, dass streiten auf so engem Raum einfach ungünstig, ist wenn es dann draußen auch noch regnet. Man kann sich dann halt schlecht aus dem Weg gehen.
Die beste Entscheidung beim lebenden Inventar sind natürlich unsere beiden Fellnasen. Barney sowieso, er ist einfach unsere Liebster und macht uns dadurch, dass er eigentlich immer brav ist wahnsinnig viel Freude, aber auch die Entscheidung Sierra aus dem Tierheim zu holen war definitiv richtig. Sie ist einfach eine wahnsinnig freche Maus mit ganz viel Charme und viele Kontakte zu anderen Reisenden sind durch die beiden entstanden. Es ist mit Sicherheit noch ein bisschen enger geworden durch die beiden und wird es auch sicher noch, so wie Sierra wächst. Die Nächte sind dann auch mal kürzer, weil einer von beiden raus muss oder sie sich nicht einigen können wer wo liegt, aber missen möchten wir die beiden auf keinen Fall.
Kommen wir zum letzten Fazit, dem Länderfazit.
Fangen wir hinten an, mit Spanien. Mehr als 2 Monate waren wir jetzt hier und haben festgestellt, dass das Schönste hier mit Sicherheit die Gebiete abseits des großen Touristentrubels sind. Also die Berge oder auch die unbekannten kleinen Buchten rund um Aguilas oder die langen Sandstrände bei Tarifa. Wahnsinnig gut gefallen haben uns auch Morella mit seiner schönen Burg und Montserrat mit seinem Kloster. Am kältesten aber auch landschaftlich am schönsten mit den schneebedeckten Bergen und nachts -10 Grad war es in der Sierra Nevada. Weiterhin war mit Sicherheit ein großes Highlight Gibraltar.
Was uns enttäuscht hat in Spanien ist die Einstellung der Spanier zu ihrem Land und die Vernachlässigung desselben. Müllberge mitten am Meer in einer eigentlich netten Stadt und nicht vorhandene Mülltrennung überall, außerdem die vernachlässigte Ressourcennutzung. So haben wir beispielsweise erfahren, dass es unter hoher Strafe verboten ist Solaranlagen auf privaten Dächern zu installieren. Auch die kaum vorhandenen Kläranlagen und die Einleitung der Abwässer ins Meer verbessern unsere Meinung leider hierzu leider nicht.
Die Einstellung der Spanier zu ihren Tieren soll sich zwar in den letzten Jahren sehr verbessert haben, wir kommen trotzdem nur schwer damit zurecht, dass nahezu überall Hunde verboten sind und wie die Spanier mit ihren Hunden umgehen. Erst letzte Woche hatte ich am Strand eine Auseinandersetzung mit einem jungen Spanier, der vor meinen Augen seinem Hund mehrere Ohrfeigen verpasst hat, weil dieser das Stöckchen nicht holen wollte. Ein Glück, dass er mit meinen bayrischen Schimpfwörtern nicht viel anfangen konnte.
Für Wohnmobilfahrer ist die Situation hier in Spanien unserer Ansicht nach zweigeteilt. Einerseits hatten wir hier nie ein Problem, wenn wir irgendwo wild standen und sind so wie wir es von vielen anderen gehört haben nie von der Polizei vertrieben worden. Andererseits haben wir häufig einen schönen Stellplatz oder eine Ver- oder Entsorgungsstation vermisst.
Die Spanier an sich haben wir als oft sehr hilfsbereit und nett erlebt (in Autowerkstätten, beim Einkaufen oder beim Anschieben), wir haben sie als eine Kultur erlebt die ihre Freizeit in Tapas Bars genießen und sehr gesellig sind. Auch hier ist uns aber wieder, wie schon in Frankreich, aufgefallen dass auch die jungen Leute sehr wenig englisch sprechen.
Unser zweites Länderfazit wäre eigentlich Frankreich, das möchte ich mir hier allerdings erstmal sparen, erstens wartet noch ein großer Teil von Frankreich auf uns und zweitens würde das Fazit bis jetzt ziemlich negativ ausfallen. Die Landschaft hat uns zwar teilweise ganz gut gefallen, das Wetter und die Mentalität ließ dann doch zu wünschen übrig. Hoffen wir, dass wir diesen Eindruck noch verbessern können.
Bleibt noch Italien, und hierfür fällt unser Fazit definitiv positiv aus. Für Wohnmobilanfänger mit seinen vielen tollen Stellplätzen und der guten Infrastruktur richtig empfehlenswert. Auch die Italiener haben wir als sehr hilfsbereit erlebt und haben oft gestaunt wie sehr die Leute um uns bemüht waren. Landschaftlich am besten gefallen hat uns nicht etwa die Toskana, sondern Ligurien. Schönere Küstenstrassen und nettere Orte haben wir bis jetzt nirgendwo gefunden. Die schönste Stadt in Italien war für uns aber Volterra.
Eins können wir schon jetzt mit Sicherheit sagen, die Entscheidung unser Leben komplett zu ändern und diese Reise anzutreten war definitiv richtig. Wir durften schon so viele interessante und nette Leute kennenlernen, wir haben bis jetzt schon so viele spannende Tage erlebt und Landschaften gesehen die sonst nie „erfahren“ hätten. Wir versuchen unser Leben hier und heute zu nutzen und wenig an morgen zu denken, kommt ja sowieso meistens anders und wir merken jeden Tag wie es uns leichter fällt abzuschalten und den Moment zu genießen.
Resümee der Weltenbummler. ..Eigentlich können wir euch ja verstehen,aber wir sind auch gespannt, wie ihr euch später wieder zurechtfinden werdet ,wenn eure Reise mal zu Ende geht. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. Also gute Fahrt mit schönen Erinnerungen! Grüße aus Striesa! 🙂