Schlimmer geht’s nimmer…

Damit euch beim Lesen nicht langweilig wird, haben wir mal wieder ein bisschen Pfeffer in die ganze Reise gebracht…

Aber fangen wir beim Positiven und ganz geruhsam an. Die ersten Tage auf Reise mit unserer „Neuen“ haben sich super angelassen. Wir sind von El Cabo de Gata wieder Richtung Guadix gestartet und Sierra hat sich super eingefügt. Während der Fahrt liegt sie ganz gelassen auf, neben oder unter Barney und selbst die schlimmsten Serpentinen stören sie nicht im Geringsten. Also ging es wieder weiter Richtung Guadiax. Wir wollten ja schließlich nach Granada und jetzt wirklich. Kurz hinter Guadix mit tollem Blick auf die schneebedeckte Sierra Nevada unser nächster Wildstellplatz.

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Bei immer noch schönstem Wetter geht’s am nächsten Tag weiter, nur noch 35 Kilometer bis Granada, das schaffen wir…

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Mmmhhh, natürlich haben wir es nicht geschafft. Ein kleiner Picknickplatz mit Grillstellen mitten im Wald hat es uns am nächsten Mittag angetan. Eigentlich wollten wir nur grillen, aber es ist so idyllisch hier, dass wir beschließen eine Nacht hier zu bleiben. Beim Abendspaziergang werden Barney und ich dafür belohnt. Ein von einem Wolf gerissener Fuchs und ein Reh 15 Meter vor uns auf den Felsen hüpfend machen das Ganze ein bisschen abenteuerlich. Abenteuer erlebt Christian dann abends auch noch. Während ich schon im Bus sitze (ist mir ein bisschen zu kalt draußen) sitzt Christian noch 20 Meter tiefer vor unserem Lagerfeuer, als es plötzlich dicht neben ihm im Laub raschelt und etwas Großes neben ihm davon springt. Wolf? Fuchs? Zwerghamster? Wir wissen es bis jetzt nicht, aber seinen Schreien nach einer Taschenlampe nach war es nicht ganz so klein.

Die Nacht haben wir ohne weitere Zwischenfälle überlebt und so geht’s am nächsten Tag weiter. Und diesmal schaffen wir es tatsächlich. Granada und die Alhambra liegen vor uns. Ein bisschen kurven wir durch die Stadt bis wir den besten Aussichtspunkt auf die Alhambra finden um dann bei schönstem Wetter den Blick darauf zu genießen. Auch Granada gefällt uns so wie die ganze Umgebung hier wirklich gut. Es ist zwar wirklich anstrengend hier Auto zu fahren aber das ganze Flair beeindruckt uns. Ein bisschen spät machen wir uns auf den Weiterweg und das bereuen wir Recht bald. Die Gegend ändert sich und alles ist voll mit Landwirtschaft. Erst zwei Stunden später finden wir einen einigermaßen passenden Stellplatz zwischen Olivenbäumen.

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Hinten die Alhambra

Wären wir gestern mal nur zehn Minuten weiter gefahren… Am Morgen stellen wir fest, dass die Gegend ein paar Kilometer weiter wieder wunderschön wird und die Route immer entlang eines Naturparkes führt. Toll… Immer wieder halten wir um kleine Wanderungen und Spaziergänge zu unternehmen. Wir entdecken die Bäume aus deren Rinde Kork gemacht wird und direkt daneben Weinberge. Wie praktisch, da geht doch gleich alles in einem… 😉

Gegen Mittag machen wir Rast auf einem kleinen Parkplatz mitten im Naturpark mit Blick auf Malaga und weil es so schön ist bleiben wir heute hier und genießen die Sonne. Einen schönen Sonnenuntergang gibt’s noch bevor dann abends das Wetter umschlägt, und es nachts zu regnen anfängt.

Wir haben Glück und schon um 10 Uhr am nächsten Tag wird das Wetter wieder besser und wir haben nochmal einen schönen Blick auf Malaga. Heute ist dann mal wieder „Erledigungstag“ angesagt. D.h. Wäsche waschen, Post, einkaufen, tanken etc. Aber so lernt man ja auch viel von der Stadt kennen und wir können sagen, Malaga gefällt uns richtig gut. So vertrödeln wir den ganzen Tag in der schönen Stadt und fahren abends nur noch ein paar Kilometer Richtung Marbella und in die Berge um einen Stellplatz zu finden. Offizielle Stellplätze gibt es hier leider nur noch sehr wenige und so sind wir wie fast immer auf unseren guten Riecher nach einem guten Platz angewiesen.

Am Abend entpuppt sich dann Sierra als gerissener als wir dachten. Hat sie sich ja in den letzten Tagen schon als clever und frech herausgestellt (kein Schuh, kein Geschirrtuch, kein Mülleimer ist vor ihr sicher) toppt sie jetzt das ganze noch. Beide Hunde schlafen friedlich, Barney auf dem Bett, Sierra auf dem Fahrersitz also können wir ja noch mal schnell raus und den Sternenhimmel betrachten. Da unsere beiden Hunde ja „Engel“ sind lassen wir unser Cola- und unser Wasserglas natürlich auf dem Tisch stehen. Tolle Idee… Vom Colaglas hat unser Neuling nur 2 Schlucke genommen, aber mein Wasserglas ist halb leer als wir wieder zum Bus kommen… Autsch, da muss ich mich umstellen, Barney hat sowas nie gemacht.

Kommen wir zum Tag der Tage, auf den Supergau auf den ihr hier alle wartet. Na, gespannt??

Langsam, langsam, der Tag beginnt stürmisch aber sonnig und wir fahren nach Marbella, Promis gucken. Keine da, nur ein paar Schicki Mickies, große Schlitten und ein Golfplatz nach dem nächsten. Nett die Stadt, aber nichts Besonderes. Wir halten uns nicht lange auf und fahren die bekannteste Motorradfahrerbergstrecke in Südspanien hinauf Richtung Ronda. Von dort aus möchten wir gerne der „Route der weißen Bergdörfer“ folgen wie in unserem Reiseführer so toll  beschrieben. Die Strecke ist wirklich super und Christian verfolgt mit glänzenden Augen die vielen Motorradfahrer die an uns vorbeiziehen. Kurz darauf können wir aber mal wieder nicht anders und zweigen ab von der tollen Bergstraße in einen kleinen Nebenweg, und so beginnt der ganze Schlammassel. Nach ein paar Kilometern beschließen wir hier irgendwo einen Platz zum Übernachten  zu suchen und am nächsten Tag die paar Kilometer nach Ronda weiterzufahren. Wir biegen also ab in einen dieser kleinen schmalen Wege ins Nirgendwo… Und diesmal machen meine Nerven das einfach nicht mit. Der Weg so schmal wie wir, links geht’s den Abhang hinunter, rechts die Böschung, dann Felsbrocken mitten auf dem Weg und eine Brücke die fast weggespült ist. Als es dann auch noch schlammig wird und auf einmal der Weg steil nach oben führt reicht es mir. Zurück, ich will zurück… Zurück geht nicht mein Schatz ich kann hier nicht wenden und rückwärts schaffen wir das nicht. Also müssen wir da rauf… Ich schließe die Augen und Christian gibt Gas. Wir rutschen weg, der Abgrund kommt näher, ich bin am Ende mit den Nerven. Natürlich schaffen wir es da hoch, Christian meint auch jetzt, das ganze war gar nicht so schlimm, aber für mich war’s furchtbar.

Ihr denkt das war’s???? Oh nein, ihr werdet es nicht glauben es kommt noch viel schlimmer…

Ich zittere noch als wir das erste kleine Bergdorf passieren. Ich weiß nicht mehr wie es heißt und registriere auch gar nicht wie süß es eigentlich ist. Am Ortsausgang fallen uns junge Leute auf die an einem kleinen Bach schwimmen sind  und so wenden wir kurz darauf und beschließen an dem kleinen Parkplatz dort die Nacht zu verbringen. Es ist 15 Uhr und das Elend beginnt…

Wir fahren also auf diesen kleinen Parkplatz um dann festzustellen, dass wir dort keinen Platz mehr haben. Am Ende des Platzes ist eine kleine Brücke und dahinter eine kleine Schotterfläche – denken wir. Um nicht rückwärts an den ganzen Autos vorbei fahren zu müssen beschließen wir auf der Schotterfläche zu wenden. Schlechte Idee, ganz schlechte Idee. Wie war das mit Hochmut kommt vor dem Fall? Haben wir noch die beiden Freiburger belächelt die wir aus dem Sand ziehen mussten kommt es bei uns noch viel dicker.

Es ist eng zum Wenden, sehr eng. Links von uns eine Mauer, rechts von uns ein kleines Häuschen mit Garagen. Noch während dem Wenden bittet mich Christian auszusteigen und in einzuwinken. Sein letzter Satz bevor ich aussteige, wir dürfen nicht zu viel rangieren sonst fahren wir uns fest, der Untergrund ist ziemlich sandig. Wie wahr…

Hinten 50 cm, vorne 50 cm, im Normalfall  zum Wenden kein Problem, aber in diesem Fall trifft leider Christians Prophezeiung voll ein. Eine Minute später ist uns klar, nix geht mehr. Wir sitzen fest. Quer zwischen den beiden Mauern, der Untergrund ist purer Sand und nichts Festes darunter… Als wir dann so neben dem Auto stehen und diskutieren fällt mir ein Pfeifgeräusch auf. Weil unsere Lage noch nicht schlimm genug ist jetzt auch noch das. Unser rechter Vorderreifen verliert Luft.  Kurze Suche, ja ganz klar ein Metallstück steckt im Profil… Nicht das auch noch, mit einem Platten kommen wir hier nie mehr raus, und wechseln ist bei dem Untergrund nicht möglich.

So, jetzt nicht die Nerven verlieren. Wir demontieren den Heckträger mit unseren Fahrrädern und der Alubox, um nach hinten mehr Platz zum Rangieren zu haben, müssen aber feststellen, dass wir uns mit jedem Versuch noch weiter in den Sand eingraben. Stop… Dazu  haben wir ja unsere Ratsche, ziehen wir uns doch damit raus. Gesagt, getan… Ratschenzug am Minibaum befestigt (Ob der 3,5 t hält!) und los.

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Christian fährt rückwärts ich ratsche. Nix… Wir legen unsere Unterlegkeile unter, nix… Wir graben, ratschen und fahren vorwärts, rückwärts, Christian fährt, ich schiebe, ich drücke, wir legen Steine unter nur um irgendwann  festzustellen, wir sitzen auf, der Tank, der Schweller, alles liegt auf dem Sand auf und unsere Reifen stecken 40cm tief im Sand… Egal was wir machen es wird immer schlimmer. In unserer jetzigen Position würde uns nicht mal ein anderes Fahrzeug oder ein Abschlepper hier rausziehen können, wir sind ja komplett zwischen den beiden Mauern eingekeilt. Im Notfall müsste ein Abschlepper mit Kran kommen und uns rausheben! Nein, soweit darf es nicht kommen. Wir graben weiter…

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Ein junges Paar, das schon seit ein paar Minuten interessiert zusieht, kommt uns schließlich zur Hilfe. Sie reichen Steine, graben auf allen Vieren mit uns und schieben. Inzwischen haben wir die Ratsche vorne angehängt und haben es wenigstens geschafft, uns 30 cm nach links zu manövrieren. Der junge Mann holt seinen kleinen Golf und trotz aller Proteste unsererseits hängt er uns an sein Auto. Na gut, muss er ja wissen. Aber auf dem Untergrund? Es kommt, wie es kommen muss… Er fährt sich fest im lockeren Sand und seine Freundin und ich müssen ihn erstmal anschieben, damit er Hulk ziehen kann. Das funktioniert so nicht… Wäre fast zum Lachen die ganze Situation… Gut also weiter, wir graben, ich fahre, Christian ratscht und der junge Mann schiebt. Sein Auto lässt er aber leider neben uns stehen und das wird unser nächstes Verhängnis.

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Der rechte Vorderreifen hat inzwischen komplett die Luft verloren und das macht die ganze Sache natürlich noch um einiges schwieriger. Wir sind am Ende unser Kräfte (physisch und psychisch) als dann doch noch Hilfe naht. Der junge Mann hat kurz telefoniert und schon stehen 6 Männer an unserem Bus und siehe da es klappt. Ich fahre, Christian ratscht und 6 Männer schieben… Ja, frei… Ich fahre bis kurz hinter den Golf der dort leider noch steht in Richtung Brücke und muss dann noch immer im Sand hinter ihm halten. Super, wir bedanken uns tausendmal und die 6 Männer ziehen von dannen. Auch der Golffahrer und seine nette Freundin verabschieden sich und wir warten bis der Golf vor uns weg ist. Dann setzt sich Christian in Hulk versucht anzufahren. Geht nicht… Ok, mit dem Reifen kann das ja nicht gehen, also erstmal wechseln. Das Reserverad ist hinten unter dem Auto angebracht und um da ranzukommen müssen wir was??? Genau buddeln… Puh wir sitzen schon wieder ganz schön tief… Nach 10 Minuten graben (mit bloßen Händen natürlich, Klappspaten steht schon ewig auf unserer „Müssen-wir-dringend-besorgen-Liste“) haben wir den Reifen frei und mit einem großen Stein klappt sogar das Aufbocken von Hulk in dem losen Sand  ganz gut. Super, Reifen ist Ruckzuck gewechselt, jetzt weiter, uns reicht’s.

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Ja, genau, weiter… Ääähhhmmm tja, geht nicht, wir haben uns festgefahren… Hört auf zu lachen bitte… Es war zum Weinen. In dem Moment ertönt hinter uns die Stimme eines alten Mannes, sprecht ihr Deutsch? Ihr kommt da so nicht raus, ihr müsst dort aber weg, heute Nacht soll es regnen und bei Regen wird der Platz durch das Wasser, das aus den höher gelegenen Hügeln kommt, komplett überschwemmt. Na, super, noch so ein paar tolle Nachrichten?? Wir möchten ja gerne weg, aber wir können nicht. Mir reicht es jetzt endgültig, ich laufe vor zur Straße und springe dem nächsten Suzuki Fahrer vors Auto (Nein, so schlimm ist es nicht) aber er hält und ich erkläre ihm was los ist.  Er versteht mich zwar nicht, aber ich lasse ihn auch nicht mehr fahren und so bleibt ihm nichts anderes als mitzukommen. Sehr hilfsbereit wendet er sofort, fährt rückwärts über die Brücke und wir hängen uns an. 2 Minuten später stehen wir müde aber überglücklich auf der Brücke und bedanken uns überschwänglich bei ihm. Jetzt nur noch Heckträger anbauen, Werkzeug einräumen und die 2 besten Hunde der Welt, die das Ganze mit bemerkenswerter Gelassenheit hingenommen haben (Sierra hat geschlafen und Barney auf dem Beifahrersitz über alles gewacht) noch ein bisschen beschäftigen. 3 Stunden hat unsere ganze Aktion gedauert und jetzt wollen wir nur noch zwei Sachen… Essen und Schlafen… 10 Kilometer weiter halten wir auf einem kleinen Schnellstraßenparkplatz und machen genau das. Das war definitiv der schlimmste Tag unserer bisherigen Reise, auch wenn wir heute, einen Tag später, wenigstens schon wieder ein bisschen darüber schmunzeln können.

Autsch… Der nächste Morgen wird hart, es regnet, hat 2 Grad und uns tut alles weh. Muskelkater von den Zehen bis in den Hals, das komplette Auto innen und außen voller Sand und der Reifen muss auch repariert werden. Gut das heute Sonntag ist…

Wir fahren weiter Richtung Gibraltar auf der Suche nach einem Reifenhändler. Aber davon das nächste Mal mehr… Und jetzt hört auf zu lachen…

3 Gedanken zu „Schlimmer geht’s nimmer…

  1. Hallo ihr lieben. Mein Mann hat sich köstlich amüsiert, aber nicht über euren Reisebericht, sondern über meine Reaktion darauf. Er meint das ist fast wie bei uns, der Fahrer bleibt kuhl,und die Beifahrerin gerät völlig in Panik. Auch im Sand haben wir schon aufgelegen,nur das Auto war bedeutend kleiner! Also eine gute Weiterfahrt ohne große Pannen.

  2. ….. wenn einer eine Reise tut…..
    Solche Situationen sind der Horror, muss man aber anscheinend als Camper irgendwie mal mitgemacht haben. Ähnliches kennen wir auch. Zum Glück ist alles gut ausgegangen. Ich wünsche Euch weiterhin eine entspanntere Tour.
    Viele herzliche Grüße
    Stephanie

  3. Na, da habt ihr ja etwas erlebt… Beim Lesen zittern meine Nerven mit den euren! Das liebe ich so am Campervolk: Es finden sich immer zahlreiche helfende Hände.
    Euch eine erholsame Weiterfahrt und allzeit gutes Gelingen 🙂

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